Josef Müller, Briefautor und Wien-Chef des Vereins.

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Wien - Gut eine Stunde hat die Delegiertenversammlung des Akademikerbundes amFreitag dem umstrittenen Wiener Funktionär Christian Zeitz zugehört - aber dessen Verteidigung blieb letztlich erfolglos. Auf Antrag der steirischen Landesgruppe wurde mit 27 zu fünf Stimmen beschlossen, dass sich der Akademikerbund vom umstrittenen Papier der Wiener Landesgruppe distanziert.

Wie berichtet hatte der Wiener Akademikerbund-Obmann Josef Müller - mit Deckung des Landespräsidiums - im November einen Brief an mehrere Spitzenpolitiker geschrieben, in dem unter anderem die Abschaffung des Verbotsgesetzes, die Streichung des Gleichbehandlungsgesetzes und die Zurücknahme der Fristenlösung vorgeschlagen wurde.

Aufregung gab es aber erst, als der Brief diese Woche öffentlich gemacht wurde. Zeitz sprach von einer "verunglückten Geschichte" .

Ein Sitzungsteilnehmer am Freitagabend zum Standard: "Da waren ein paar Positionen dabei, die man aus christlich-konservativer Sicht durchaus hätte diskutieren können. Was aber letztlich zu der breiten Ablehnung geführt hat, war dieser unsägliche FPÖ-Sprech, der da eingerissen ist."

Konsequenz: Mit großer Mehrheit wurden Zeitz und Müller aus dem Akademikerbund ausgeschlossen, die Wiener Landesführung abgesetzt. Diese aber wollte das nicht auf sich beruhen lassen - sie anerkennt die Beschlüsse nicht und distanziert sich als eigener Verein von der Bundesorganisation.

Intern wurde seit Bekanntwerden des Positionspapiers auch Kritik an Akademikerbund-Präsident Franz Fiedler laut. Dieser hatte das Schreiben längst gekannt, aber erst nach dessen Publikwerden reagiert.Nach der Sitzung am Freitag sagte Fiedler, dass ohnehin klargestellt sei, dass das Wiener Papier "nicht den Zielen des Akademikerbundes entspricht" . (cs, pm, kmo, DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.3.2010)