Nachdem sich die Schätzkosten der geplanten Standseilbahn Cable-Liner für das neue Stadtgebiet rund um den Wiener Hauptbahnhof auf 50 Mio. Euro erhöht haben, ist am Dienstag auch Bürgermeister Michael Häupl ein Stück von dem Projekt abgerückt. Wenn das Kosten-Nutzen-Verhältnis vernünftig sei, werde die Standseilbahn kommen - falls nicht, dann nicht. Darstellbar sei aus seiner Sicht ein Preis, der maximal 20 Prozent über den Kosten für eine herkömmliche Verkehrserschließung liege. Im Juni 2009 hatte sich Häupl mit der Aussage "Der Cable-Liner wird kommen" noch zuversichtlicher gezeigt.

In seinem Bericht zum Hauptbahnhof hatte der Rechnungshof bezüglich des Automated People Movers (APM) wie berichtet davon gesprochen, dass die Investitionskosten eines APM gegenüber einer Straßenbahn das 3,2-Fache und gegenüber einem Bus das 13,4-Fache betrügen. Die Betriebskosten unterschieden sich jedoch nur geringfügig. Häupl geht nun jedenfalls von einem schnellen Entschluss der beiden Vertragspartner ÖBB und Immorent aus, denn warum solle man zuwarten, wenn die Zahlen auf dem Tisch liegen: "Ich rechne mit einer Entscheidung vor dem Sommer."

"Keine semierotische Beziehung"

"Der People-Mover hätte für einen neuen Stadtteil in Wien auch Pepp gehabt", sinnierte der Bürgermeister. Seine emotionale Bindung an den Cable-Liner sei aber begrenzt: "Ich habe keine semierotische Beziehung dazu." Schließlich gebe es eine Vielzahl an Bussen und Straßenbahnen auf dem Areal, deren Gesamtkapazität mehr als ein Drittel über dem erwarteten Fahrgästeaufkommen liege.

Für das Verhältnis Stadt-ÖBB gelte jedenfalls: "Wir leben nicht im Streit." Anders sieht da die Beziehung zum Rechnungshof aus, dessen Bericht zum Hauptbahnhof gestern, Montag, erschienen war: "Ich bedauere es, dass - je näher der Wahltermin rückt - die Rechnungshofberichte zunehmend so gestaltet sind, dass man sich wundert. Von Kostenüberschreitungen zu reden, wo noch nicht einmal ein Steinchen bewegt worden ist, halte ich für verwegen." (APA)