Die Idee, das menschliche Genom zu entziffern, entstand Mitte der Achtzigerjahre in den USA. Ohne ihren mächtigsten Befürworter, James Watson, den Entdecker der DNA-Struktur, wäre sie wohl lange Idee geblieben. Doch James Watson, der geschickte Lobbyist, überzeugte Wissenschafter, Politiker und Geldgeber. Im Herbst 1990 wurde das internationale Human-Genome-Project (HGP) offiziell eröffnet, prognostizierte Laufzeit: 15 Jahre.

Erstes Anliegen des Projekts war die Entwicklung geeigneter Sequenziermaschinen. Anfangs lief die Sequenzierung der über drei Milliarden Buchstaben des humanen Genoms nämlich eher schleppend. Gerade einmal 1000 Buchstaben pro Tag wurden entschlüsselt. Sechs Länder mit 20 Forschungszentren arbeiteten an dem Projekt, doch 1997, sieben Jahre nach dem Start, waren lediglich drei Prozent des Genoms entziffert.

Beschleunigung erfuhr das Projekt erst durch die Ankündigung des Konkurrenten Craig Venter 1998, das menschliche Genom in drei Jahren zu sequenzieren. Ein Wettkampf begann, und vor zwei Jahren, im Februar 2001, veröffentlichten beide Teams zeitgleich ihre Ergebnisse in den Fachzeitschriften Nature und Science: das zu 90 Prozent entzifferte Genom.

Erst jetzt aber, zwei Jahre später, ist das Projekt tatsächlich abgeschlossen, das Genom fast vollständig entschlüsselt - nahezu auf den Tag genau ein halbes Jahrhundert, nachdem James Watson und Francis Crick die Struktur der DNA entdeckt hatten. Am 25. April 1953 nämlich hatten die beiden Forscher die Beschreibung der DNA-Doppelhelix im britischen Fachblatt Nature publiziert. (cia/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 4. 2003)