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London - US-amerikanische Forscher berichten in den "Proceedings" der britischen Royal Society B über ein Experiment, das auf verborgene Qualitäten der männlichen Stimme schließen lässt. Verborgen allerdings nur in ihrer genauen Funktionsweise - denn entschlüsselt werden die in der Stimme enthaltenen Informationen über die körperliche Stärke des Sprechenden offenbar sehr wohl. Und das von Frauen wie auch von anderen Männern.

Das Experiment

Aaron Sell und seine Mitarbeiter von der Universität in Santa Barbara hatten bei Männern Daten gesammelt, die als Variablen für ihre körperliche Stärke verwendet wurden: Etwa Brust- und Bizepsumfang, Größe, Gewicht und die Stärke des Händedrucks. Die Auswahl war bewusst heterogen angelegt, darunter befanden sich sowohl Studenten aus den USA und Rumänien als auch Indigene aus dem Bolivianischen Hochland und Bauern aus den argentinischen Anden. Anschließend ließen sie diese Männer jeweils einen festgelegten Standardsatz in ihrer Muttersprache in möglichst normalem Tonfall in ein Mikrofon sagen.

Diese Sprachmuster wurden schließlich männlichen und weiblichen Studenten vorgespielt, mit der Aufgabe, die Stärke und die möglichen Erfolgsaussichten des Sprechers in einem Konflikt auf einer Skala von null bis sieben einzuschätzen. Die Ergebnisse waren erstaunlich, berichten die Forscher. Die Hörer konnten die körperliche Stärke der Sprecher oft sehr genau und insgesamt statistisch hoch signifikant einschätzen, unabhängig davon, aus welchem Gebiet der Sprecher stammte bzw. ob sie die Sprache verstanden oder nicht. Die Stimmen einer weiblichen Kontrollgruppe konnten die Hörer dagegen sehr viel weniger gut einschätzen.

Einschätzung eines potenziellen Gegners

Nähere Untersuchungen zeigten, dass die individuelle Stimmlage - Bass, Bariton oder Tenor - kaum eine Rolle spielt und beispielsweise ein starker Bass nicht unbedingt auf einen starken Mann schließen lässt. Wie die versteckten Hinweise in der Sprache transportiert werden, bleibt also noch unklar, schreiben die Forscher. Angesichts der Konkurrenz in einer sozialen Spezies wie dem Mensch sei es aber jedenfalls sehr sinnvoll, dass sich in der Evolution die Fähigkeit gebildet habe, mögliche Gegner einzuschätzen, auch wenn man sie nicht sieht. (APA/red)