Abgeleitete Lage der Bildung von magmatischen Großprovinzen, Kimberliten und Hot spots aufgrund plattentektonischer Rekonstruktionen.

Foto: Trond Torsvik

Die Fundorte von Diamanten sind eng verknüpft mit Prozessen, die tief im Erdinneren, an der Kern-Mantel-Grenze in rund 2.900 Kilometern Tiefe vor sich gehen. Die gleichen Vorgänge, die zur Entstehung von sogenannten magmatischen Großprovinzen (Large Igneous Provinces, LIPs) in den Kernen der Kontinente geführt haben, formierten auch die Gebiete, in denen sich heute die reichhaltigsten Diamantvorkommen der Welt finden.

Dies ist ein Resultat der Untersuchung von Kimberlitgesteinen, das eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Norwegen, Südafrika, Deutschland und den USA in der neuen Ausgabe von Nature vorstellt. Kimberlit ist ein Gestein magmatischen Ursprungs, das Diamanten enthalten kann. Es stammt aus mehr als 150 Kilometern Tiefe und findet sich an der Erdoberfläche in den Kernen der Kontinente, den sogenannten Kratonen.

Diamanthaltige Kimberlite in den Kernen der Kontinente

Durch die Plattentektonik werden zwar die Kontinentränder beständig verändert, auch können Kontinente wie der Urkontinent Gondwana auseinanderbrechen, die Kerne der Kontinente jedoch wurden vor allem durch heiße Gesteinsblasen geprägt, die sich über hunderte von Jahrmillionen an der Kern-Mantel-Grenze herausbildeten und dann als so genannte "Plumes" zur Erdoberfläche aufstiegen. Dort konnten sie zur Überflutung riesiger Gebiete durch heißflüssige Lava führen; in den dicken Kernen der Kontinente jedoch konnten sie die Bildung von diamanthaltigen Kimberliten verursachen.

Die Wissenschaftler rekonstrierten mit einem Modell der absoluten Plattenbewegungen die ursprüngliche Lage der Kontinente und damit die Positionen, an denen sich Kimberlite in alten Kratonen bildeten. Sie fanden heraus, dass diese Stellen sich hauptsächlich über den Rändern von großen Gebieten im untersten Erdmantel befinden, in denen sich seismische Scherwellen deutlich langsamer ausbreiten (Large Low Shear Velocity Provinces, LLSVPs).

Es wird angenommen, daß die Gebiete der seismischen Anomalien aus chemisch unterschiedlichem und schwererem Material, beispielsweise mit höherem Eisenanteil, bestehen. Aufgrund ihres höheren Gewichts bleiben sie im untersten Mantel, sie sind allerdings heißer als der übrige Mantel. Als Modellvorstellung gilt, daß im Mantel Gesteinsmaterial an der Kern-Mantel-Grenze entlangströmt und sich durch Wärme des sehr heißen Erdkerns aufheizt.

Wirtschaftlich bedeutsam

Trifft dieses Material dann auf die genannten Gebiete mit höherer Temperatur und Dichte, wird es nach oben abgelenkt. Dadurch bildet sich eine dickere Schicht von heißem Mantelmaterial. Dies führt zu thermischen Instabilitäten, die dann in der Form von Plumes durch den gesamten Mantel nach oben steigen. Diese Plumes führen zu Vulkanismus, dessen Magma sich über die Erdoberfläche ergießt; ihre Wärmeenergie wiederum führt zur Bildung von Kimberliten. Durch diesen Zusammenhang ergibt sich erstmals, daß plattentektonische Rekonstruktionen im Bezugssystem des Erdmantels möglicherweise auch wirtschaftlich bedeutsam sein können, indem sie mögliche Diamant-Fundstätten anzeigen. (red)