Junge auf Stimmenfang: JVP-Chef Kurz (Mitte) will geil machen, beim RFJ sieht man sich "um Längen voraus".

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Wien - Politik gilt per se als nicht besonders sexy. Die Junge VP unternimmt im Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen dennoch einen Versuch, junge Menschen "geil auf Politik" - respektive geil auf die Volkspartei - zu machen. 500 Jungschwarze sind ehrenamtlich unterwegs, begleitet von "Geilmachern" in "Geilomobilen". Eine Kampagne "in der Sprache von jungen Leuten", ist JVP-Chef Sebastian Kurz (24) überzeugt, und in bewusster Konkurrenz zum Parteichef der Freiheitlichen, dem laut Kurz "gealterten Discogeher" Heinz-Christian Strache.

Der wird freilich auch in diesem Wahlkampf wieder die In-Discos der Stadt frequentieren, wie Johann Gudenus, mit 34 derzeit jüngster FP-Gemeinderat, verspricht. Auch die jungen Blauen verlassen sich auf die Werbe-Binsenweisheit "Sex sells": Der Ring Freiheitlicher Jugend verteilt Kondome mit der eindeutig zweideutigen Aufschrift "Hart aber herzlich - Um Längen voraus".

Deutlich harmloser nehmen sich die Botschaften aus, die die SP mit ihren Kondomen unter das junge Wählervolk bringt: "Willst du mit mir tanzen?" steht darauf oder "Möchtest du einen Drink?" "Supergeil" werden die Wahlkampf-Musikvideos, verspricht der Koordinator der SP-Jugendkampagne, der 33-jährige Gemeinderat Peko Baxant. Ansonsten sieht er die anzüglichen Kampagnen der Konkurrenz als "Zeichen fehlender Selbstsicherheit". Mit der Plattform "Ich bin Wien" versucht Baxant schon länger, Jugendlichen zu vermitteln, dass Wien "nicht nur eine Stadt, sondern auch eine Einstellung" ist. Nachsatz: "Und wenn du Wien bist, wählst du die SPÖ."

"Nazis zurückschlagen"

Baxant will den Jungwählern begreiflich machen, dass es am 10. Oktober "um alles" geht, und schreckt nicht vor drastischer Wortwahl zurück: "Es ist wie bei der Schlacht von Stalingrad: Entweder schlagen wir die Nazis zurück, oder sie überrollen uns." Mit HipHop ließen sich derlei Botschaften am besten übermitteln, glaubt Baxant; bei der Kampagne machen Musiker wie der persisch-stämmige Rapper Nazar mit.

Die Grünen lehnen sich musikalisch nicht so weit aus dem Fenster: Bei ihren Wahlkampfveranstaltungen spielen Musiker aus der Alternativ-Szene wie Fatima Spar and the Freedom Fries und A Life, a Song, a Cigarette. (Andrea Heigl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2010)