Ruf der Wildnis: Timberwölfe beim Heulen.

Foto: Walter Vorbeck

Selbst Kurt Kotrschal tut sich nicht ganz leicht, wenn es darum geht, die tiefe Faszination von Wölfen in Worte zu Fassen. Diese Passion brauchte es auch, als er gemeinsam mit seinen Kolleginnen Friederike Range und Zsofia Viranyi vor drei Jahren mit der Wolfsforschung begonnen hat - "ohne einen Euro und mit vier Wolfswelpen aus dem Tierpark Herberstein".

Das Forschertrio nahm damals sogar private Schulden für das Projekt in Kauf. Ihr Mut machte sich bezahlt: "Heute haben wir in Ernstbrunn elf Timberwölfe und zehn gleich aufgezogene Hunde, die von drei Trainerinnen betreut werden." Und das Wolfsforschungszentrum sei mittlerweile eine Private-Public-Partnership im besten Sinne des Wortes.

Wolfsgeheul als Klingelton 

Möglich wurde die einerseits durch eine großzügige Unterstützung des Wissenschaftsministeriums, das 150.000 Euro für drei Jahre flüssigmachte. Andererseits waren Kotrschal und seine Mitarbeiter aber auch beim privaten Fundraising kreativ und erfolgreich, wie man an der langen Liste der Sponsoren auf der Homepage des Wolfsforschungszentrums nachlesen kann. Dort kann man gegen Spenden auch Wolfsgeheul als Klingeltöne herunterladen, Managementkurse im Wolfsgehege buchen oder Trainerinnen bei den Rundgängen begleiten.

Was lässt sich dabei von den Wölfen lernen? "Wenn man mit den Tieren umgeht, muss man jedenfalls sehr konzentriert sein", sagt Kotrschal. "Wölfe sind immer sehr fordernd, und sie nützen ihre Chancen konsequent."

Bei der Forschung steht das Beziehungsdreieck von Wolf, Hund und Mensch im Zentrum. Weltweit einzigartig ist, dass man in Ernstbrunn erstmals gleich aufgezogene Hunde und Wölfe hat, deren Daten nun gesammelt werden.

Im Wolfsforschungszentrum, das offiziell im Oktober eröffnet wurde, geht es aber nicht nur um Grundlagenforschung. Eine weitere Säule sei die Vermittlung von Wissen über Wölfe an die breite Öffentlichkeit. Und eine dritte sei gute Wolfshaltung, inklusive Tierschutz".

Ob es in Österreich wieder frei lebende Wölfe geben wird, hält Kotrschal für eine politische Entscheidung. "Wenn man das will, dann braucht man gutes Konfliktmanagement, denn Wölfe sind nun einmal Konflikttiere." (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 12.01.2011)