Das Ende einer Zombie-Ameise: Aus dem Kopf wächst ein Pilz mit Fruchtkörper. Seine Sporen befallen wieder Ameisen.

Foto: D. Hughes

San Francisco – Es klingt wie eine schlecht erfundene Horrorgeschichte und ist doch schon seit mindestens 50 Millionen Jahren auf unserem Planeten ganz alltäglich: Eine bestimmte Pilzart namens Ophiocordyceps unilateralis befällt Ameisen und macht sie zu willenlosen Zombies.

Kurz vor ihrem Tod werden die Ameisen an Orte dirigiert, die für die Verbreitung der Pilzsporen ideal sind – knapp über dem Urwaldboden. Dort beißen die Zombies als letztes Abendmahl in eine Blattader und sterben. Ein paar Tage später wächst aus dem Kopf der Ameise der Fruchtkörper des Pilzes, der kurz danach seine Sporen aussendet – und das Grauen von Neuem beginnen lässt.

Der US-Biologe David Hughes von der Penn State University ist der international führende Zombie-Pilz-Forscher der Welt. Erst im Herbst vergangenen Jahres hat er mit einem deutschen Kollegen auf einem 48 Millionen Jahre alten Blattfossil die ältesten Spuren der Ameisen-Manipulation gefunden. Nun berichtet er im Fachblatt PLoS One von einer neuen Entdeckung: Im Regenwald von Minas Gerais im Südosten Brasiliens werden vier verschiedene Arten von Rossameisen von vier verschiedenen Arten des Pilzes "zombifiziert". Die Pilze würden laut Hughes und seinen Kollegen verschiedene Sporen besitzen, um ihre Opfer zu befallen. Da der Regenwald um 92 Prozent schrumpfte, könnte diese Spezialisierung kontraproduktiv sein.

Für Menschen übrigens könnte der Zombie-Pilz sogar Medizin sein: Er enthält einige bioaktive Substanzen, die potenzielle Wirkstoffe – sogar gegen Krebs – sein könnten. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. März 2011)