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Das Industrieviertel von Shiogama im Bezirk Miyagi im Norden Japans steht in Flammen, schwarzer Rauch liegt über der Stadt.

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Tausende Experten aus dem Ausland suchen nach Überlebenden.

Tokio/Genf – Angesichts der katastrophalen Situation in Japan haben nach UN-Angaben rund 70 Länder ihre Hilfe angeboten – darunter auch China, dessen Beziehungen zu Japan immer noch angespannt sind.

Ein 15-köpfiges chinesisches Rettungsteam kam am Sonntag in Japan an, mit vier Tonnen Ausrüstung für Such- und Rettungsoperationen, und begann in den am stärksten vom Erdbeben betroffenen Gegenden nach Überlebenden zu suchen. Das chinesische Rote Kreuz sagte seiner Partnerorganisation in Japan laut staatlichen Medien umgerechnet 109.000 Euro zu. Südkorea schickte rund 100 Rettungskräfte.

Deutschland entsandte ein 40-köpfiges Bergungsteam des Technischen Hilfswerks mit drei Spürhunden und einem Strahlenschutz-Experten, das in der Nacht auf Sonntag eintraf. Von Manchester aus flogen 60 britische Spezialisten ins Katastrophengebiet, inklusive einer Hundestaffel. Die Schweiz schickte ein 25-köpfiges Suchteam mit Hunden.

Die USA entsandten 150 Rettungshelfer, 75 Tonnen Bergungsausrüstung sowie eine Marine-Flotte in das Katastrophengebiet. Der US-Flugzeugträger "Ronald Reagan" traf am Sonntagvormittag vor der Küste Japans ein, um bei den Bergungsarbeiten zu helfen. Japan habe darum gebeten, den Flugzeugträger für die Betankung seiner Helikopter nutzen zu können, teilte die US-Marine mit. Auch Hilfe direkt für Katastrophengebiete sei entsandt worden – eine gute Hundertschaft Amerikaner ist dorthin unterwegs.

Auch das Ende Februar von einem Beben der Stärke 6,3 erschütterte Neuseeland kündigte Hilfe an. Japan habe nach dem Beben in Christchurch Teams geschickt, nun werde sein Land "unseren Freunden in Japan" helfen, so Premier John Key. Auch Australien und Singapur kündigten die Entsendung von Teams an. Nach UN-Angaben standen rund 60 Helfer-Teams aus mehr als 45 Ländern für einen Einsatz auf Abruf bereit.

50.000 Dollar aus Kandahar

Die arme südafghanische Stadt Kandahar erklärte, 50.000 Dollar an die "Brüder und Schwestern" in Japan schicken zu wollen. "Ich weiß, 50.000 Dollar sind nicht viel Geld für ein Land wie Japan, aber es ist einZeichen der Wertschätzung von den Menschen in Kandahar" , sagte der Bürgermeister der Stadt, Ghulam Haidar Hamidi. Japan hat Afghanistan fünf Milliarden Dollar Unterstützung innerhalb der nächsten fünf Jahre zugesagt, was einem Drittel der ausländischen Hilfe entspricht.

Russland liefert dem Inselstaat zusätzliches Flüssiggas. Ein Tankschiff mit 19.500 Kubikmetern an Bord sei am Sonntag in See gestochen,. Am Montag solle eine weitere Ladung mit 100.000 Kubikmetern folgen. "Japan hat bereits um eine Anhebung der Energielieferungen gebeten" , sagte Vizeregierungschef Igor Setschin.

Zudem schickte Russland etwa 200 Rettungskräfte, Ärzte und Psychologen nach Japan. Die Helfer hätten unter anderem ein mobiles Krankenhaus dabei, teilte das Zivilschutzministerium in Moskau mit. Die politischen Beziehungen zwischen Moskau und Tokio sind wegen eines Streits um die Inselgruppe der Südkurilen äußerst belastet.

Neben der Hilfe gab es auch einige Kritik an Tokio: Australien etwa verlangte von Japan volle Aufklärung über die Bedrohung, die von dem beschädigten Atomkraftwerk in Fukushima ausgeht. Er habe bereits mit seinem japanischen Kollegen Takeaki Matsumoto telefoniert, sagte der australische Außenminister Kevin Rudd am Sonntag. "Wir und alle anderen Länder brauchen dringend weitere Informationen über den genauen Status dieser Reaktoren." (DER STANDARD, Printausgabe, 14.3.2011)