Wien - Herzinfarkt, Hirnschlag, Diabetes und Frühgeburten - all diese Krankheiten können aus Karies, Gingivitis und Parodontitis resultieren. Die Faustregel "Ein Kind, ein Zahn" muss keineswegs sein. Die Zahnbürste soll mindestens viermal jährlich gewechselt werden - und es kommt auch darauf an, wie und womit geputzt wird. Das Bewusstsein für die Thematik Mundgesundheit steigt zwar - regionale Unterschiede bleiben aber weiterhin bestehen, hieß es bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien zum "Monat der Mundgesundheit".

Zahngesundheit beginnt im Mutterleib

Im September wird zum nunmehr neunten Mal der von Colgate Palmolive initiierte "Monat der Mundgesundheit" begangen. "Österreich wird kariesfrei" lautet das Motto der von Gesundheitsministerium, Zahnärztekammer und der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP) unterstützten Aktion. Fortschritte seien bereits zu verzeichnen, Aufholbedarf bleibe aber bestehen. Im Zentrum steht die Vorbeugung: "Zahngesundheit beginnt im Mutterleib", sagte Gesundheitsminister Alois Stöger. Der Landecker Prophylaxereferent Wolfgang Kopp ergänzte: "Ziel sind gesunde Zähne - ein Leben lang. Und das ist machbar".

Der Experte verwies auf drastische Fälle aus seiner Praxis - auch im Muster-Bundesland leiden bereits Kleinkinder an katastrophalen bleibenden Zahnschäden. Gerade bei den Jüngsten liege die Verantwortung in erster Linie bei den Eltern. "Sonst grenzt das an Körperverletzung". Am allerwichtigsten sei die Reinigung am Abend. "Weil die Bakterien nicht schlafen". Aber auch in der Früh müsse man sich die Zeit nehmen: "Ein Kind darf das Haus in der Früh ohne geputzte Zähne nicht verlassen", so Kopp.

Vier Stück pro Jahr

Einer repräsentative Umfrage unter heimischen Zahnärzten zufolge nimmt vor allem das Bewusstsein der Patienten um die Bedeutung von Mundhygiene und Prophylaxe zu. Nach wie vor Aufholbedarf sehen die Experten unter anderem beim Wechsel der Zahnbürste: Liegt der ideale Verbrauch bei mindestens vier Stück pro Jahr (Eselsbrücke: Jahreszeitenwechsel = Zahnbürstenwechsel), kommen die Österreicher derzeit auf geschätzte 2,1 Bürsten. Allerdings lag der Schnitt noch vor eineinhalb Jahren bei 1,8. Fachleute empfehlen weiterhin nachdrücklich, spätestens alle drei Monate auf ein neue Reinigungsutensil umzusteigen.

Im Westen schaut man immer noch weit besser auf seine Zähne als im Osten. Tirol und Vorarlberg bleiben die bundesweiten Vorreiter, aber auch im Osten sind Fortschritte zu verzeichnen. Zahnlücken können auf Wissenslücken zurückzuführen sein: gerade bei Kleinkindern werden immer noch viele Fehler begangen, die beispielsweise zu "Nuckelkaries" führen können, warnte Kopp. Abzuraten sei auch davon, mit dem Nachwuchs den Löffel zu teilen oder den Schnuller abzuschlecken. Aber auch die Einstellung, dass auf die Milchzähne nicht besonders zu achten sei, müsse revidiert werden. Schon in den ersten Lebensmonaten können im Kindermund bleibende Schäden entstehen. (APA)