In Marillenkernen verbirgt sich ein mandelartiger Weichkern.

Foto: TU Wien

Wien - Kerne von Steinobst, konkret der innere Weichkern, gelten angesichts ihres hohen Blausäuregehalts als giftig und werden deshalb meist entsorgt. Doch die Kerne könnten ein wertvoller Rohstoff für die Nahrungs- und Futtermittelindustrie sein, betonten Wissenschafter der Technischen Universität Wien (TU) in einer Aussendung. Sie haben untersucht, wie sich die giftige Blausäure möglichst einfach und umweltschonend entfernen lässt.

Steinobstkerne sind nach Angaben der Wissenschafter reich an Proteinen und Ballaststoffen und ließen sich als Futterzusatz oder als Rohstoff für die Nahrungsmittelindustrie nutzen. So würden Marillenkerne das Kirscharoma Benzaldehyd enthalten, das von vielen Produzenten dem entsprechenden künstlich hergestellten Aroma vorgezogen werde. Auch geröstete oder gesalzene Marillenkerne werden als Knabberei verkauft.

Blausäure

Allerdings sind Steinobstkerne mit Vorsicht zu genießen, warnt Ingrid Steiner vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien. Sie können genauso wie Bittermandeln Amygdalin enthalten, eine Substanz, die giftige Blausäure abspaltet. "Viele Leute glauben, wenn etwas in den Handel gelangt, dann kann man es bedenkenlos essen - doch so einfach ist das manchmal nicht", so Steiner, die bei ihren Untersuchungen immer wieder auf Weichkerne gestoßen ist, die falsch deklariert waren und keine Warnhinweise bezüglich ihres hohen Blausäuregehaltes aufwiesen.

Auch wenn spezielle Züchtungen oder Sorten wie beispielsweise die Wachauer Marille vergleichsweise wenig dieses Giftstoffs enthalten, sind sie nicht gänzlich frei davon. Speziell bei Kindern sei Vorsicht geboten, bei Kleinkindern habe es schon Todesfälle gegeben, unterstreicht Steiner.

Empfohlene Methode

Um das auch für die Industrie interessante Potenzial der Kerne nützen zu können, gäbe es simple Methoden zur Entgiftung. Während sich Rösten nach Angaben der Forscher als nicht effektiv erwiesen hat, empfehlen sie das Auswaschen der Blausäure mit Wasser: Zweimal ein paar Stunden einweichen und dazwischen das Wasser wechseln. Das reiche völlig zur Blausäure-Reduktion aus. Stundenlanges Auswaschen bei fließendem Wasser könne hingegen unterlassen werden. (APA)