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Verminderte Lichteinstrahlung in den finsteren Wintermonaten kann psychische und physische Veränderungen auslösen.

Foto: APA/Carsten Rehder

Wien - Ein Forscherteam der MedUni Wien hat nachgewiesen, dass die verminderte Lichteinstrahlung in den finsteren Wintermonaten tatsächlich psychische und physische Veränderungen auslösen kann: Bei reduziertem Licht funktioniert der Serotonin 1A-Rezeptor, der als Andockstelle an die Nervenzelle dient, wesentlich schlechter - ähnlich wie bei Depressionen oder Angststörungen. Damit wurde ein weiterer biologischer Faktor für die sogenannte Winterdepression entschlüsselt und untermauert.

Viele Menschen in gemäßigten oder polaren Klimazonen durchleben in den Wintermonaten, insbesondere bei verminderter Sonneneinstrahlung, psychische und physische Veränderungen. Sie machen sich etwa als Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit oder Heißhunger auf Kohlenhydrate und Gewichtszunahme bemerkbar. "In ihrer stärksten Ausprägung werden diese Veränderungen als Winter-Depression bezeichnet", so Siegfried Kasper, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der MedUni Wien.

Veränderungen am postsynaptischen Neuron

Eine entscheidende Rolle für diese Verstimmungen kommt dem Botenstoff Serotonin zu. Bisher konnte gezeigt werden, dass jahreszeitliche Serotonin-Schwankungen durch saisonale Veränderungen des Seorotonin-Transporters entstehen. Dieser Transporter ist für die Wiederaufnahme des Botenstoffs aus dem synaptischen Spalt, der zwei Nervenzellen miteinander verbindet, in die präsynaptische Nervenzelle verantwortlich. Saisonale Veränderungen am postsynaptischen Neuron, der eigentlichen Zielzelle der Serotonin-Übertragung, konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Das ist jetzt in der im Magazin "World Journal of Biological Psychiatry" veröffentlichten Studie geglückt.

Der in dieser Studie untersuchte Serotonin 1A-Rezeptor fungiert als Andockstelle am postsynaptischen Neuron. Bei Depressionen oder Angststörungen ist das Bindungspotenzial dieses Rezeptors stark vermindert. Die Forschungsgruppe um Christoph Spindelegger und Rupert Lanzenberger von der Universitätsklinik konnte bei 36 gesunden Probanden mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zeigen, dass dieser Rezeptor auch bei Lichtmangel ein vermindertes Bindungspotenzial zeigt - und dass bei viel Sonnenschein die Werte signifikant höher sind.

"Diese Ergebnisse werden durch vorangegangene Studien untermauert", erklärte Kasper. "So konnten wir zeigen, dass mit einer Lichttherapie bereits nach einer Woche eine Verbesserung der Symptomatik eintritt, währenddessen die Patienten auf die Therapie mit SSRI (Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern) erst bis zu drei Wochen später ansprachen. Die in unserer Studie gezeigten lichtabhängigen Adaptionsprozesse des Serotonin 1A-Rezeptors könnten somit auch die Mechanismen der therapeutischen Wirkung von Licht erklären." (APA)