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Was hat ein Mixer mit einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch zu tun?

Das Wall Street Journal (WSJ) gibt Tipps zum richtigen Verhalten bei Bewerbungsgesprächen bei Firmen wie Google. Der Internetkonzern erhält im Jahr über eine Million Bewerbungen. Die Chance einen Job zu bekommen liegt bei eins zu 130. Im Vergleich, jeder 14. Bewerber wird in Harvard, der Elite-Universität in den USA, aufgenommen.

Ein Nickel, ein Mixer und scharfe Klingen

Google geht bei der Auswahl etwas unkonventionell vor. Einige Bewerber haben WSJ erzählt, dass beim Bewerbungsgespräch die Frage gestellt wurde: "Sie werden auf die Größe eines Nickels (5 US-Cent Münze) geschrumpft und werden in einen Mixer geworfen. Ihre Masse wurde so reduziert, dass ihre Dichte die gleiche wie immer ist. Die Klingen starten in 60 Sekunden. Was machen Sie?"

Surviving of the Fittest

Mit dieser Frage versucht Google nicht die intelligentesten oder technisch versiertesten Mitarbeiter zu finden, sondern jene die am Besten zu Google passen. In Zeiten der Wirtschaftskrise ist es wichtiger geworden, Personen zu finden, die gut in die Firma integriert werden können. Im September 2009 hat das US-Arbeitsministerium bekanntgegeben, dass die Zahl der Arbeitslosen zu der Zahl der offenen Stellen in einem Verhältnis 6 zu 1 stehen.

Glassdoor.com

Dieser Situation begegnen die Firmen mit Rätseln, überspitzten Fragen und mehreren Interview-Marathons quer durch das Unternehmen. Glassdoor.com sammelt jedes Jahr Fragen aus Bewerbungsgesprächen, die ihnen von Usern geschickt werden. Solche Fragen sind beispielsweise: "Wenn sie ein Superheld sein könnten, wer wären Sie dann?" oder "Welche Farbe repräsentiert ihre Persönlichkeit am Besten?" oder "Welches Tier sind Sie?"

Zappos

Der Onlinehändler Zappos fragt Bewerber: "Auf einer Skala von 1 bis 10, wie seltsam sind Sie?" Die richtige Antwort darauf liegt irgendwo in der Mitte, wie der CEO Tony Hsieh in einer Rede auf der Asia Society 2010 erklärte. Eine eins "wäre etwas zu prüde für die Zappos Kultur", und eine zehn "möglicherweise etwas zu psychotisch."

Erster Eindruck zählt

Bringt diese Art von Bewerbungsgesprächen etwas oder ist die klassische Art des Interviews die besserer Methode. 1992 forschten Nalini Ambady und Robert Rosenthal in Havard zu Bewerbungsgesprächen. Sie nahmen diese auf Video auf und kamen zu dem Schluss, dass bereits nach zehn Sekunden klar war, ob das Gespräch positiv oder negativ ist. Der Interviewpartner lässt sich also hauptsächlich vom ersten Eindruck leiten.

"Biodata"

Dennoch sind die klassischen Bewerbungsgespräch weiterhin weit verbreitet. Einige Unternehmen setzen jedoch auf "Biodata" (eine Kombination aus Biographie und Daten). Im zweiten Weltkrieg hoffte man vielversprechende Piloten mit der Fragen zu finden: "Haben Sie jemals ein Flugzeugmodell gebaut, das fliegen konnte?" In den 1950er Jahren versuchte die aufkommende Computerindustrie geeignete Mitarbeiter durch logische Puzzles zu finden. Diese sollten zeigen, ob man fähig ist auf eine neue Art zu denken.

Test

Tests die der zukünftigen Arbeit sehr ähnlich sind, stellen sehr gut die Psychologie der Suche nach Angestellten dar. Google macht sehr viele solcher Tests, z. B. müssen Coder während des Interviews einige Zeilen Code schreiben. Diese Tests sollen den Prozess nachstellen, der während der Erfindung eines neues Produkts oder der Entwicklung eines neuen Geschäfts passiert.

Die Frage mit dem Mixer ist ein gutes Beispiel um herauszufinden, wie der Bewerber an die Entwicklung neuer Produkte herangeht. Man beginnt mit Brainstorming. Es gibt viele mögliche Antworten und man sollte sich nicht aus Eile die erste Antwort nennen, die einem in den Kopf schießt.

Lösungswege

Die zwei populärsten ernsthaften Antworten scheinen zu sein, sich entweder unter die Messer zu legen oder auf der Seite der Klingen zu stehen. Es sollte zumindest ein Abstand in der Dicke eines Nickels zwischen Klingen und Seitenwand bestehen. Ein weiterer Lösungsweg ist, über die Messer zu klettern und sich am Schwerpunkt über der Achse zu positionieren.

Auf die Dichte kommt es an

Richtig dürften die Antworten nicht gewesen sein, wie ehemaliger Bewerber dem WSJ berichten. Die beste Antwort dürfte demnach gewesen sein, aus dem Behältnis zu springen. Wie das möglich sein soll? In der gestellten Frage ist ein wichtiger Hinweis versteckt. Die Dichte bleibt, trotz des Schrumpfvorganges, gleich. Damit kann man die Antwort mit Hilfe einfacher Physik geben.

Einfache Physik

Wenn man auf 1/10 seiner Größe geschrumpft wird, sind die Muskel ungefähr nur 1/100 so stark, aber das Gewicht ist nur 1/1000 des Ursprünglichen. Alles andere bleibt gleich. Kleine Geschöpfe können im Gegensatz zum Menschen verhältnismäßig hoch springen. Darum sollte es ohne Probleme möglich sein, aus dem Mixer zu springen.

"Hängt davon ab"

Das ist der Kern der richtigen Antwort. Aber die Interviewer von Google wollen nicht nur die richtige Antwort hören. Prinzipiell gilt es eine Antwort immer mit " Hängt davon ab" zu beginnen. Da natürlich äußere Umstände und andere Einflüsse bedacht werden müssen.

Ein Huhn in C++

Google hat seinen Bewerbern aber auch noch andere interessante Aufgaben gestellt. "Erstellen Sie einen Evakuierungsplan für San Francisco." "Verwenden Sie eine Programmiersprache, um ein Huhn zu beschreiben." "Was ist die schönste Formel, die Sie je gesehen haben? Erklären sie es."

Paranoia

Auf diese Fragen gibt es keine richtigen Antworten. Das hat zu intensiven Spekulationen und Paranoia unter den Bewerbern bei Google geführt hat. Aber Google ist nicht allein, auch andere Firmen stellen Fragen, ohne eine Ahnung zu haben, was die richtige Antwort sein könnte.

Vom Mixer ins Feuer

Die Art und Weise wie Google seine Bewerbungsgespräche führt, passt für Google. Andere Firmen brauchen andere Strategien. Bewerber müssen sich klar werden, auf welche Art eine Firma denkt und welche Fähigkeiten die Bewerber mitbringen müssen. Es ist wichtig, dass man nicht aus dem Mixer ins Feuer springt. (soc)