Die Auswirkungen der Entwaldung auf die Gletscher sind gering - das wurde am Beispiel des Kilimandscharo erforscht.

Foto: Douglas Hardy

Innsbruck/Wien - Der Rückgang von Wäldern trägt kaum zum Schmelzen von Gletschern in ihrer Nähe bei. Das fand ein Team unter der Leitung des Innsbrucker Klimaforschers Thomas Mölg am Beispiel des Kilimandscharo heraus. Die Niederschläge in den mittleren Gebirgslagen nehmen aber durch die Entwaldung ab, was die Wasserversorgung in der Region beeinträchtigt. Die Studie wurde in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlicht.

Durch illegale Rodung und vermehrte Waldbrände wurden seit den 1970er Jahren deutliche Verluste der Wälder am Kilimandscharo registriert, so Mölg, der derzeit mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an der TU Berlin forscht. Wenn die Landschaft statt von Wald nun etwa mit Feldern bedeckt ist, beeinflusst das die bodennahe Luft und damit das lokale Klima.

Auswirkungen auf Gletscher

Um herauszufinden, ob solche eher kleinflächigen Veränderungen das Klima genauso stark beeinflussen wie globale Faktoren, berechneten die Forscher, ob die regionale Entwaldung am Kilimandscharo auch den Gletscherschwund verstärkt. Sie maßen zusätzlich an vier Stationen in bis über 5.800 Metern Meereshöhe Klimafaktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag und Windgeschwindigkeit sowie die Zu- oder Abnahme der Gletschermasse.

Die Auswirkungen der Entwaldung auf die Gletscher sind gering, sagte Mölg. Außerdem seien die Effekte auf der Nord- und Südseite des 5.895 Meter hohen Berges gegensätzlich. Während sich die Abnahme des südseitigen Kerstengletschers eher beschleunigt, bremst die Entwaldung den Rückgang des nördlichen Eisfelds.

"In den Tropen wird der Niederschlag meist über lokal entstehende Haufenwolken generiert, die wir hier fast nur im Sommer sehen. In unseren Breiten, wo der Niederschlag sehr oft durch großräumige Fronten erzeugt wird, hat dieser Effekt noch weniger Potenzial", so Mölg. Außerhalb der Tropen hätte die Entwaldung also vermutlich noch geringere Auswirkungen. "Wichtig ist dabei, dass es nur um die lokale Änderung in der Landbedeckung geht, die wirklich am Berg oder um den Berg herum passiert. Die Rodung größerer Flächen im Amazonasgebiet hätte natürlich gewaltige Effekte."

Verringerter Niederschlag

Die Studie zeigt aber auch, dass die Entwaldung den Niederschlag in den mittleren Höhenlagen verringert. Obwohl so für die Bevölkerung weniger Wasser zur Verfügung steht, sieht der Klimaforscher darin kein unmittelbares Problem. "Weil der Kilimandscharo so hoch ist, fängt er die Luftmassen immer wieder ab und das produziert lokal Niederschläge." Die Region hätte dadurch bei weitem nicht solche Probleme, wie andere Teile Ostafrikas, wo Dürren in den vergangenen Jahren verheerende Folgen hatten. (APA)