Uniform hin oder her: Florian Karlheim und Andreas Giebel (v. li.) bummeln leger durch München.

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Regisseur und Drehbuchautor Franz Xaver Bogner.

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STANDARD: In Ihren Serien geht es ausnehmend gemütlich zu, jetzt bei der Polizei. Sind das Erfahrungen, die sie selbst mit Staatsdienern gemacht haben?

Bogner: Natürlich geht es durchaus auch härter zu bei der Polizei. Aber sagen wir mal so: Die anderen Geschichten, die sollen die anderen machen. Ich mache Komödie, und ich kann bei Vergewaltigung, Raub und Mord schwer noch einen Witz finden. Mir geht's um die zwei lässigen Typen, die mit Vorschriften und Regeln so umgehen, dass man gerade noch damit leben kann.

STANDARD: Das sind doch aber Wunschfiguren?

Bogner: Total. Ich habe viele Reaktionen von echten Polizisten bekommen. Der Tenor: So wären wir gern, so können wir aber nicht.

STANDARD: Und Ihr Wunsch?

Bogner: Ich komme aus einer Zeit, da gab's noch viel weniger Polizei. Da sind viele Dinge am Land noch im Bereich des Kavaliersdeliktes gewesen, dafür kommst du heute ins Gefängnis. Ich bin ja grundsätzlich ein Vertreter einer ganz leisen, alterserprobten Anarchie. So bin ich aufgewachsen, und das behalte ich bei, bis sie mich in die Grube reinhauen. Ich glaube, dass das München oder vielmehr Bayern auszeichnet.

STANDARD: Aber dieses München - das gibt's doch so gar nicht mehr.

Bogner: Bis zu einem gewissen Punkt doch. Zum Beispiel der Viktualienmarkt: da ist noch der Rest derer, die mit der bayrischen Sprache so umgehen, wie man damit umgehen soll. Wenn man's kann. Das ist kein geschöntes München, auch nicht, was den Umgang der Marktleute untereinander angeht. Da unten konkurrieren alle um die Stände, da musst du dich durchsetzen. Und am durchsetzungsfähigsten sind die Frauen, teilweise mit einem gnadenlosen Ton. Auch mit einer gewissen Vulgarität. Aber das interessiert mich nicht, ich heiße ja nicht Franz Xaver Kroetz.

STANDARD: In ihren Geschichten schaffen ja überhaupt meistens die Frauen an.

Bogner: Ist ja so. Ich hab die Welt nie anders kennengelernt. Frauen haben eine viel stärkere Begabung in Sachen Nachhaltigkeit. Die halten einfach durch.

STANDARD: Christine Neubauer spielt die resolute Marktfrau Elfi Pollinger..

Bogner: Die ist gut, gell?

STANDARD: Überraschenderweise. Aus ihren anderen Filmen kennt man sie ja gar nicht so.

Bogner: Ich kenne sie als absolut unkokett und was sie bei München 7 macht, macht sie 1a. Da ist sie in ihrer Sprache, sie kennt das Milieu und sie muss nicht ununterbrochen etwas spielen, das mit Illusion zu tun hat.

STANDARD: Wenn Sie entscheiden könnten, wer sollte "Wetten, Dass ..?" machen?

Bogner: Wäre ich das ZDF, ich würde es der Monika Gruber anbieten. Oder der Sandra Maischberger. Die hat eine sehr hohe Form von angenehmer, höflicher Respektlosigkeit. Wie wir in Bayern sagen würden, die scheißt sich einfach nichts. Und sie ist lässig. Das ist ja sowieso der größte Adel, wenn es jemand schafft, lässig zu sein. (Andrea Heinz, DER STANDARD; Printausgabe, 3./4.3.2012)