"Es geht nicht um Wimmerlnausdrücken", betont  die Dermatologin Sabine Schwarz. Wenn Akne nicht von innen heraus saniert wird, nutzen Cremes, kosmetische Behandlungen und der Laser nicht viel.

Foto: http://www.istockphoto.com/HAYKIRDI

Der fraktionierte CO2-Laser schießt auf sechs Millimeter Kanäle in die Haut, die sich später rundherum neu bildet...

Foto: Privat

... weshalb man nach einer Behandlung mit vier, fünf Tagen Ausfallszeit rechnen muss.

Foto: Privat

Die Entfernung von Aknenarben gilt als kosmetische Indikation, weshalb die Kosten für die Behandlung von den Kassen nicht übernommen werden.

Foto: Privat

In der Pubertät ist der Körper besonders gefordert: Zwischen männlichen und weiblichen Hormonen muss sich ein Gleichgewicht einstellen, was fast immer mit Mitessern und "Wimmerln" einhergeht. "Jeder Jugendliche erfährt in der Pubertät mehr oder weniger viele Hautunreinheiten. Sobald der Zustand der Haut aus medizinischer Sicht als behandlungsbedürftig anzusehen ist, spricht man von Akne", sagt Daisy Maria Kopera, Fachärztin für Dermatologie an der Med Uni Graz.

Wie Akne entsteht

Verursacher der vorwiegend im Gesicht, auf Rücken, Schultern und Brust auftretenden Acne vulgaris sind Bakterien, die sich vom Hautfett ernähren. In der Pubertät nimmt die Produktion der männlichen Geschlechtshormone bei Mädchen und Buben zu. "Fette, zu Akne neigende Haut verhornt an der Oberfläche stärker als normale oder trockene Haut", erklärt Kopera. "Durch die zunehmende Produktion von Hautfett und die damit einhergehende Verengung der Ausführungsgänge lässt sich das Hautfett in der Folge nur schwer ausscheiden und staut sich an. Mitesser bilden sich aus."

Anfangs zeigen sich rote Knötchen (medizinisch: Papeln), die in der Folge vereitern und zu Pusteln werden können. Je nach Schwere der Entzündung klingen sie bereits nach Tagen oder aber erst nach Wochen wieder ab. "Die Akne kann im Lauf der Pubertät stärker werden und zwischen dem 15. und dem 19. Lebensjahr ihre maximale Ausprägung erreichen", beobachtet die Dermatologin. Danach nimmt sie bei den meisten Betroffenen bis zum 25. Lebensjahr allmählich ab.

Gar nicht so selten beobachtet man allerdings die sogenannte postpubertale Akne, an der Betroffene sogar bis Anfang 40 leiden."Häufig kommt es bei Frauen vor der Menstruation zur Verschlechterung der Aknesymptome, gelegentlich auch bei Personen, deren Haut durch starke Wärme oder Verschmutzung durch Öle oder Schmiermittel extrem belastet wird. Wenige Frauen leiden in der Schwangerschaft an Akne."

Wimmerln oder Akne?

Wann spricht man nun von einem Wimmerl und wann von Akne? "Akne ist der Überbegriff für alles", erklärt Sabine Schwarz, Leiterin des Medizinischen Hautzentrums in Wien-Meidling, und unterteilt medizinisch drei Stadien: "Leichte Akne bedeutet ein paar Pusteln und talgreiche, unreine Haut. Beim mittleren Stadium treten viele stark entzündete Pusteln auf. Ein paar blühen auf, ein paar sind am Abheilen, es entstehen Narben. Kurz: Es gibt immer wiederkehrende Probleme."

Von einer schweren Akne spricht man bei chronischen tiefgehenden Entzündungen, die zu Narben führen, was vor allem für Jugendliche psychosoziale Folgen haben kann. Um Narben vorzubeugen, empfehlen Dermatologen eine rechtzeitige und professionelle Behandlung.

"Grundlegend neue Therapien gibt es hier nicht, es haben sich jedoch einige Maßnahmen als die eindeutig besten herauskristallisiert", sagt Daisy Maria Kopera und unterscheidet zwischen örtlicher Behandlung, systemischer Behandlung und der abschließenden Entfernung der Akne-Narben.

Systemische Therapie

Sabine Schwarz empfiehlt bei leichter Akne eine sanfte Therapie mit Cremes, die desinfizierende, antibiotische und hautberuhigende Substanzen beinhalten, darüber hinaus berät sie ihre Patienten bezüglich Stressreduktion und gegebenenfalls einer Ernährungsumstellung. Doch die Dermatologin ist immer wieder mit Patienten konfrontiert, die zahlreiche Salben ohne Erfolg ausprobiert haben. Hier klärt sie den Hormonstatus ab und setzt auf eine systemische Therapie: Frauen verordnet sie bei Bedarf ein Hormonpräparat, das das Hautbild positiv beeinflusst. Für Frauen und Männer gleichermaßen effektiv sind spezielle Antibiotika.

Bei schwerer Akne kommt das systemische Vitamin-A-Präparat Ciscutan zum Einsatz. "Es ist das stärkste Mittel gegen Akne und hilft immer. Die Heilungsrate beträgt 98 Prozent. Es kann aber durchaus Nebenwirkungen verursachen", so Schwarz. Begleitet wird die systemische Therapie von äußerlichen Kosmetikbehandlungen mit Fruchtsäure und Antibiotika.

Entfernung von Narben

Ist die Akne einmal ausgeheilt, bleibt das narbige Hautbild. Lange Zeit waren die Therapien sehr beschränkt. "20 Jahre lang gab es für tiefere Narben nur Peelings", berichtet Sabine Schwarz von der Praxis des Abschleifens im AKH. "Das war ein Rieseneingriff unter Narkose, bei dem die Haut massiv verletzt wurde. Danach litten die Patienten unter nässenden Wunden." Erst vor wenigen Jahren hat der fraktionierte CO2-Laser die Behandlung von Aknenarben revolutioniert. Eine Verbesserung des Hautbildes von 18 bis 20 Prozent wird pro Sitzung garantiert.

Der Laser schießt auf sechs Millimeter Kanäle in die Haut, die sich später rundherum neu bildet. Weshalb man nach einer Behandlung mit vier, fünf Tagen Ausfallszeit rechnen muss. Schwarz: "Die ersten beiden Tage ist die behandelte Haut krebsrot wie nach einem Sonnenbrand. Ab dem dritten Tag geht sie in Fetzen runter. Das kann man auch nicht überschminken."

Die Behandlung mit dem CO2-Laser werde nicht als schmerzhaft, aber als unangenehm empfunden: "Die Hitze auf der Haut ist trotz Anästhesiecreme und Kühlung unangenehm", so Schwarz, "aber kein einziger meiner Patienten ist deshalb nicht wiedergekommen."

Kosmetische Indikation oder Erkrankung?

Die Entfernung von Aknenarben gilt als kosmetische Indikation, weshalb die Kosten für die Behandlung von den Kassen nicht übernommen werden. Diese gestalten sich je nach Institut unterschiedlich. Im Medizinischen Hautzentrum in Wien-Meidling muss man mit 440 Euro für die erste Behandlung rechnen, danach mit etwa 220 Euro pro Termin. Insgesamt drei Behandlungen sind realistisch.

"Aknenarben sind entstellend und meiner Meinung nach keine kosmetische Indikation, sondern eine Erkrankung. Die psychische Belastung ist speziell für Jugendliche gewaltig", sagt Sabine Schwarz und empfiehlt allen Betroffenen, bei der Kasse wegen einer Kostenrückerstattung zumindest anzufragen.

Von innen heraus sanieren

Bevor man sich mit dem Laser den Narben widmet, muss die Akne allerdings ausgeheilt sein. "Da geht's nicht um Wimmerlnausdrücken", betont Sabine Schwarz. "Wenn Akne nicht von innen heraus saniert wird, nutzen Cremes, kosmetische Behandlungen und der Laser nicht viel, denn Akne kommt von innen. Und Akne kommt immer wieder."

Ob es in jedem Fall gelingt, die Akne von innen heraus zum Abheilen zu bringen? "Absolut", sagt Schwarz. "Niemand muss heute Akne haben." Einige Monate Zeit müsse man sich für eine umfassende Akne-Behandlung allerdings nehmen. (derStandard.at)

Wie behandelt man Akne? Expertentipps von Daisy Maria Kopera:

  • Keine Ringelblumensalbe verwenden, sie führt häufig zu Allergien.
  • Keine zu fetthaltige Hautpflege verwenden.
  • Nicht selbst herumdrücken.
  • Make-up ist bei Akne kein Problem.
  • Es ist wissenschaftlich nicht nachweisbar, dass bestimmte Nahrungsmittel Akne hervorrufen, aber Süßigkeiten und die Fett-Brösel-Pommes-Küche sind förderlich. Ausgewogene Mischkost ist angesagt.
  • Akne ist sowohl zwischenmenschlich als auch von Pickel zu Pickel nicht ansteckend, denn Akne ist keine Infektionskrankheit.