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Der Bär hat es bei uns schwer.

Foto: APA/alpenzoo

Linz - Georg Rauer hat "kaum noch Hoffnung". Der Bärenanwalt vermisst seit geraumer Zeit seinen Schützling. Ötscher-Bär Moritz ist seit dem letzten Frühjahr verschwunden. Keine Tatzenabdrücke im Waldboden, kein Riss, unberührte Futterstellen, kein verräterisches Haar an den sonst bevorzugten Kratzbäumen.

Ähnlich trostlos das Bärenbild im heurigen Jahr. Man hoffte mit den jetzt langsam wärmer werdenden Temperaturen auf ein Lebenszeichen von Moritz. Doch bislang vergeblich. Rauer: "Wir warten noch ein wenig zu. Aber so wie es jetzt aussieht, können wir endgültig einen Schlussstrich unter das Kapitel Braunbär ziehen."

Der letzte seiner Art in Österreich

Sollte Moritz tatsächlich tot sein, ist der Braunbär in Österreich zum zweiten Mal ausgestorben. Bereits im 19. Jahrhundert waren die Braunbären schon einmal ausgerottet. Nach einem Wiederansiedlungsprojekt konnten in den 1990er-Jahren dann bis zu zwölf Bären gleichzeitig nachgewiesen werden. Im Jahr 2009 gab es mit dem 20-jährigen Djuro und dessen damals achtjährigem Sohn Moritz nur mehr zwei männliche Braunbären im gesamten Gebiet der Zentralalpen.

Möglich wäre natürlich auch, dass Moritz der Liebesfrust aus den heimischen Wäldern vertrieben hat. 2008 wurden dem Salzkammergut-Single drei slowenische Braunbärdamen versprochen. Doch aus dem geplanten Flirt im Pelz wurde bis heute nichts. Der Vermisstenstatus dürfte übrigens auch Brüssel die Bährenfährte aufnehmen lassen. Gemäß der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie hätte Österreich nämlich die Pflicht, für seine bedrohten Arten einen "günstigen Erhaltungszustand" sicherzustellen. Und der Braunbär gilt laut einer EU-Richtlinie als gefährdet und verpflichtet Österreich daher zu seinem Schutz.

Protein-Ausflug

Was Österreich bleibt, ist aber zumindest gelegentlicher Bärenbesuch. Einzelne Tiere aus Slowenien und dem italienischen Trentino wandern von Zeit zu Zeit über die Grenze nach Österreich zu und wieder ab. Doch auch bei diesen Bären handelt es sich ausschließlich um Männchen - Bärennachwuchs ist daher in naher Zukunft nicht zu erwarten.

Der Kurzurlaub in heimischen Wäldern wird gern zur süßen Jause genutzt. Ende Februar räumte ein Braunbär Bienenstöcke in St. Jakob im Rosental aus. Bären sind vor allem auf die Bienenlarven aus, die wichtige Proteine liefern. Waben und der Honig werden nur nebenbei verspeist. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe 8.3.2012).