Wien - Mit den internationalen Touristenströmen gehen auch Krankheitserreger auf Reisen, ihr "Transportmittel" sind illegal eingeführte Nahrungsmittel. Allein am Flughafen Frankfurt wurden zwischen 2006 und 2007 innerhalb von 15 Monaten rund 22 Tonnen mitgebrachte Lebensmittel beschlagnahmt. Welche Keime mit eingeschmuggelter Nahrung in die EU kommen und wie gefährlich sie tatsächlich werden könnten, soll in einem neuen EU-Projekt erforscht werden, das unter der Leitung von Wissenschaftern der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) steht.

Studien fehlen

Wie schnell Lebensmittel-Keime zu einem grenzüberschreitenden Problem werden können, hat im Vorjahr die EHEC-Epidemie gezeigt. Dabei gibt es für legal gehandelte Lebensmittel strenge Kontrollen. Gezielte Untersuchungen über Keime, die auf illegal eingeführten Lebensmitteln über Touristenströme in die EU kommen, gab es bisher kaum, teilte die Vetmeduni in einer Aussendung mit.

In dem neuen, von der EU mit knapp drei Millionen Euro finanzierten internationalen Forschungsprojekt sollen jetzt an wichtigen europäischen Flug- und Seehäfen sowie auch im kleinen Grenzverkehr Proben von beschlagnahmten Lebensmitteln genommen werden, um sie auf Keime zu untersuchen. Am Projekt PROMISE (Protection of consumers by microbial risk mitigation through segregation of expertise) nehmen 20 Partner teil. Der Lebensmittelhygieniker Martin Wagner vom Institut für Milchhygiene der Vetmeduni leitet das Projekt.

Tuberkulose, Brucellose, Listerien

Als Beispiele für gefährliche Keime, die auf diesem Weg in die EU kommen können, nannte Wagners Kollegin Dagmar Schoder Tuberkulose, Brucellose, Listerien oder Salmonellen. Solche Erreger könnten in Ländern mit nicht so hohen Hygienestandards, fehlenden Kontrollen und Bekämpfungsmaßnahmen leicht in Lebensmittel gelangen. Zudem sei "in vielen Ländern der Infektionsdruck deutlich höher, wenn zum Beispiel sehr viele Kühe an Tuberkulose erkrankt sind. Dann ist die Wahrscheinlichkeit auch sehr viel höher, dass solche Keime in Lebensmittel gelangen", so Schoder.

Auch am Flughafen Wien Schwechat würden die Behörden bei Kontrollen immer wieder fündig, so Wagner in der Aussendung. Schoder nennt etwa ein beschlagnahmtes geräuchertes nigerianisches Stachelschwein als plakatives Beispiel. Die Wiener Wissenschafter werden sich speziell den in Schwechat sichergestellten Lebensmitteln annehmen. Bisher wurden beschlagnahmte Nahrungsmittel sofort vernichtet, welche Keime tatsächlich in der Probe steckten, und wie gefährlich diese gewesen wären, sei bisher nur selten untersucht worden. (APA, 21.3.2012)