Bild nicht mehr verfügbar.

Jene Pferde, die vor 6000 Jahren in Kasachstan domestiziert wurden, gehörten der Art Equus ferus an. Das Przewalski-Pferd (im Bild) hat sich bis heute seine Unzähmbarkeit behalten.

Foto: APA/EPA/ZSOLT CZEGLEDI

Washington/Cambridge/Wien - Die Geschichte der Pferdedomestikation ist in der Wissenschaft seit langem umstritten: Auf der einen Seite stehen die Archäologen, die relativ eindeutige Hinweise darauf fanden, dass die Zähmung der Pferde in der Gegend des heutigen Kasachstans vor rund 5.500 Jahren passiert sein muss - und zwar durch die Botai-Kultur, wie Forscher 2009 im Fachblatt Science berichteten.

Auf der anderen Seite deuteten genetische Studien von Pferde-DNA darauf hin, dass es eine ganze Reihe von verschiedenen Orten in Eurasien gegeben haben muss, wo in dieser Zeit Pferde praktisch parallel gezähmt wurden: Denn die DNA der heutigen Pferde scheint zu verschieden, als dass sie auf eine einzige Urpferderasse zurückgeführt werden konnte.

Nun hat ein Team von britischen Zoologen Vera Warmuth (Universität Cambridge) diesen Widerspruch durch die bisher umfassendste genetische Studie über die DNA der Pferde auflösen können. Das Team sammelte dazu Proben von 322 Pferden aus insgesamt acht Ländern in Europa und Asien und rekonstruierten auf diese Weise, welche Wildpferde gezähmt wurden, woher diese kamen und wo die eigentliche Domestikation erfolgte.

Pferde aus dem Osten

Wie die Forscher im Fachblatt PNAS berichten, dürften sich die Vorfahren jener Wildpferde, die letztlich gezähmt wurden, vor etwa 160.000 Jahren von der östlichen Eurasischen Steppe nach Westen hin ausgebreitet haben. Die Domestizierung erfolgte dann vor rund 6000 Jahren durch Völker in der westlichen eurasischen Steppe - also eben da, wo Archäologen fündig geworden waren.

Vera Warmuth und ihre Kollegen können auf Basis der neuen Daten aber auch erklären, wie es zur genetischen Vielfalt gekommen sein dürfte: Sie vermuten, dass die Nachfrage nach gezähmten Pferden rasch wuchs und dass deshalb immer wieder gezähmte weibliche Tiere mit wilden Hengsten gekreuzt wurden. Und genau das dürfte auch die hohe Variabilität in der DNA heutiger Pferde erklären, schließen die Zoologen. (tasch, DER STANDARD, 8.5.2012)