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Beim Beobachten von Riesenhonigbienen fühlten sich die Forscher an La Ola aus Fußballstadien erinnert.

Foto: AP/Nigel Treblin/dapd

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Beeindruckende Architektur: Kolonien der Riesenhonigbiene im indischen Assam.

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Graz - Die in Süd-Ost-Asien beheimatete Riesenhonigbiene (Apis dorsata) verfügt über eine Reihe von wirksamen Möglichkeiten, um räuberische Angreifer von ihren Nestern fernzuhalten. Neben Stechattacken können die vergleichsweise aggressiven und nur in geringem Umfang als Honiglieferanten nutzbaren Tiere mit ihren Körpern auch "Verteidigungswellen" bilden, die sich sekundenschnell über das Nest ausbreiten.

Biologen vom Institut für Zoologie an der Uni Graz haben untersucht, wie sich die Information innerhalb solcher Wellen ausbreitet und in der jüngsten Ausgabe der Online-Fachzeitschrift "PLoS One" veröffentlicht.

Schnelle Welle

Die Riesenhonigbiene, von der Größe her einer europäischen Hornisse vergleichbar, baut frei hängende, bis zu zwei Meter breite Nester an Bäumen, Felsen oder Gebäuden. Dabei bildet eine Kolonie rund um die große Wabe einen "Vorhang" aus tausenden Bienen, die sich neben- und übereinander anordnen. Nähert sich der Feind, so erzeugen die Bienen "Verteidigungswellen": Koordiniert schlägt eine Biene nach der anderen ihren Hinterleib nach oben - optisch entsteht so der Eindruck einer schimmernden Welle.

"Das Frappierende dabei ist, dass sie dies in Sekundenschnelle können", so der Grazer Zoologe Gerhard Kastberger. Sein Team stellt sich die Frage, nach welcher Strategie und welchen Prinzipien sich die Welle, die optisch der "La Ola-Welle" in Fußballstadions ähnelt, ausbreitet. Eine der einfachsten Strategien wäre das sogenannte "Bucket bridging", bei dem Signale in einer gleichmäßigen Kette von bestimmten Individuen weitergereicht werden - ähnlich Wasserträgern in einer Menschenkette bei einem Brand.

Keine einfache Erklärung

Um das zu überprüfen, haben die Experten im Rahmen eines vom FWF geförderten Forschungsprojektes das Verhalten von rund 600 ausgewählten Bienen und ihren Nachbarinnen an der Nestoberfläche mit hoch-auflösenden, ultraschnellen Videokameras gefilmt. Die detaillierte Analyse zeigte laut Publikation, dass "Bucket bridging" zwar signifikant nachweisbar und für die Ausbreitung der Welle tatsächlich mitverantwortlich ist, dass dies aber nur von maximal sechs Prozent der Oberflächenbienen geschieht.

"Mit anderen Worten, das Konzept, mit dem die Riesenhonigbienen ihre Verteidigungswellen auf der Oberfläche verbreiten, ist wesentlich komplexer" so Kastberger. Er geht davon aus, dass just der festgestellte hohe Anteil an nicht-linearen, nicht-kontinuierlichen und nicht-gradual wirkenden Prozessen die Voraussetzungen sind, die eine flexible und effektive Reaktion auf die externe Bedrohung ermöglichen. (APA/red, derStandard.at, 9.5.2012)