Washington/Lubbock - Eine Aufmerksamkeitsmeditation verändert in vier Wochen die Nervenfasern einer bestimmte Gehirnregion stärker als eine reine Entspannungsübung. In einem vorderen Teil der Hirnrinde beobachteten US-Forscher nach dem Training eine bessere Isolierung der Nervenzellfortsätze (Axone).

Diese Veränderung führe zu einer schnelleren Durchleitung von Signalen, schreiben die Wissenschaftler um Yi-Yuan Tang von der Texas Tech University in Lubbock (US-Staat Texas). Der sogenannte anteriore cinguläre Cortex (Brodmann-Areal 10) wird allgemein mit der Kontrolle von Wahrnehmung und Emotionen in Verbindung gebracht sowie mit der Fähigkeit, Konflikte zu lösen.

Ansatzpunkte

Die Wissenschafter sehen in ihren Ergebnissen einen weiteren Schritt für das bessere Verständnis der Veränderungen von Gehirnstrukturen beim Lernen. Die Studie biete auch mögliche Ansätze zu Therapien für psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depression, Schizophrenie, dem Borderline-Syndrom und der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Bei diesen Erkrankungen sei die Selbstregulierung der Wahrnehmungs- und Emotionskontrolle beeinträchtigt, schreiben die Wissenschafter in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS).

Die Aufmerksamkeitsmeditation beinhaltet neben der Körperentspannung auch Aufmerksamkeitstraining und Tagträume. In einer Studie wurden 45 Studierende der University of Oregon, in einer zweiten Studie 68 Studierende der chinesischen Dalian University of Technology in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe übte Aufmerksamkeitsmeditation, die andere Entspannungsübungen.

In der ersten Studie erstreckte sich das Training über vier Wochen mit insgesamt elf Stunden, in der zweiten Studie über zwei Wochen mit fünf Stunden. Dabei zeigte sich bei der Gruppe mit der Aufmerksamkeitsmeditation nach vier Wochen eine geringere Durchlässigkeit der Zellwände, was für eine bessere Isolierung spricht. (APA, 18.6.2012)