Maria Rösslhumer ist Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser.

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Das Zimmer eines Frauenhauses in der Steiermark.

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Breite Ablehnung bis hin zu Rücktrittsforderungen: Fast alle Parteien (dieStandard.at berichtete) haben auf die Aussagen der Amstettner FPÖ-Stadträtin Brigitte Kashofer über Frauenhäuser ablehnend reagiert. "Frauenhäuser sind maßgeblich an der nachhaltigen Zerstörung von Ehen und Partnerschaften beteiligt", meldete sich Kashofer auf der Website der Amstettner FPÖ zu Wort. Zudem seien die Subventionen für das Amstettner Frauenhaus (16.000 Euro) "Unfug".

Attacken auf die Frauenhäuser sind für Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, nichts Neues - ob von der FPÖ, Männerrechtlern oder dem Soziologen Gerhard Amendt, der schon seit Jahren gegen die Existenz von Frauenhäusern wettert. "Wir reagieren immer wieder mit LeserInnenbriefen, doch wir müssen uns auch überlegen, wie viel Energie wir da reinstecken", meint Rösslhumer gegenüber dieStandard.at. Frauen und Kinder seien am stärksten von Gewalt in der Familie betroffen, das sei ein Faktum, so Rösslhumer. "Wer mit diesen Tatsachen ein Problem hat, legt nicht selten selbst ein frauenverachtendes oder gewalttätiges Verhalten an den Tag - da zu argumentieren hätte wenig Sinn." Dennoch müsse immer, wenn solche Aussagen auftauchen, klar gemacht werden: "Gewalt zerstört Familien, nicht die Frauenhäuser." 

Brigitte Kashofer gehe mit ihren permanenten und jahrelangen Aussagen gegen jegliche frauenpolitische Maßnahmen nun aber eindeutig zu weit. "Damit überschreitet sie die Grenzen des Erträglichen. Die Frauenhausbewohnerinnen fühlen sich mittlerweile von Frau Kashofers ständigen negativen Aussendungen an die Haushalte angegriffen", so Rösslhumer. Außerdem befürchte sie, dass Frauen abgeschreckt werden und nicht ins Frauenhaus gehen, wenn diese Angriffe permanent zu lesen sind.

"Jede überlegt es sich hundertmal"

Frauen in dieser Situation zu verunsichern wäre fatal und der falsche Weg. Kashofers Forderung, die Geschichten der Frauen einer Prüfung zu unterziehen, steht für Rösslhumer in völligem Gegensatz zur täglichen Praxis der Frauenhäuser: "Frauenhäuser arbeiten parteilich. Es wird ihnen geglaubt, wenn sie in die Frauenhäuser kommen." Viele der Frauen würden die Situation nur zu gut kennen, dass ihnen ihr Umfeld, Verwandte oder FreundInnen nicht glauben. "Ihnen muss das Gefühl gegeben werden, dass sie einen sicheren Platz haben."

"Jede Frau überlegt es sich hundertmal, ob sie diesen Schritt tun soll", sagt Rösslhumer. Sie müsse die Wohnung verlassen, was wiederum Veränderungen für die Kinder und den Arbeitsplatz bedeute, "für Frauen ist das ein großer Schritt, keine macht das aus Jux und Tollerei". 

Die Kritik an der Subvention von 16.000 Euro ist für Rösslhumer "schlichtweg lächerlich". Die Frauenhäuser seien ständig unterfinanziert, ohne ständiges Fundraising würde gar nichts gehen, so die Geschäftsführerin. 

Fehlende Plätze

Mehr finanzielle Mittel würden auch angesichts fehlender Frauenhausplätze benötigt. "Wir brauchen mehr Plätze im ländlichen Gebiet, in Gegenden, die weit von einer größeren Stadt entfernt liegen." Auch die Anzahl der von der EU empfohlenen Plätze, 830, kann Österreich nicht bieten. Derzeit gibt es 750 Plätze, und der Alltag in den Frauenhäusern zeige, dass das nicht ausreicht. "Die Häuser sind oft voll und Frauen müssen abgewiesen werden." 

Insbesondere für Migrantinnen seien Plätze in Frauenhäusern enorm wichtig, betont Rösslhumer. "Sie haben oft schlechte Erfahrungen mit der Polizei und vertrauen ihr nicht. Hinzu kommt die Angst, dass ihr Mann abgeschoben wird, was die Folge haben könnte, dass sie als Ehefrau nachziehen muss und die Gewalt weitergeht."

Auch professionelle Hilfe für Männer

Schließlich hält Rösslhumer Aussagen wie jenen von Kashofer entgegen, dass jeder Mensch Opfer von Gewalt werden könne, das gelte auch für Männer. "Auch sie sollen sich professionelle Hilfe holen können. Wir haben in jedem Bundesland eine Männerberatungsstelle, die jedoch noch zu wenig in Anspruch genommen werden."

Studien zeigen, dass Männer Gewalt durch andere Männer erfahren, vorwiegend im öffentlichen Bereich. Frauen hingegen erleben Gewalt im privaten und familiären Bereich. Frauen und Kinder seien in diesem Bereich die Hauptbetroffenen, "das ist ein Faktum". (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 19.7.2012)