Harter Strukturwandler: Michael Tillian

Foto: Styria/Rainer

Das Pressefoto hätte für einen Spielfilm werben können: Zwei jüngere Herren in dunklen Anzügen blicken ernst in die Kamera, die Arme verschränkt. Irgendwo zwischen The Other Guys und Men in Black, nur ohne Waffen.

Michael Tillian (38), verheiratet, Vater von drei Kindern. Das Pressefoto markiert seinen nächsten Einsatz für Österreichs zweitgrößten Verlagskonzern, die Styria. Presse und Wirtschaftsblatt sollen enger zusammenarbeiten, damit effizienter werden, also weniger kosten und mehr bringen.

Vier Geschäftsführer dieser Blätter, zwei auch Chefredakteure, gehen lieber, bevor Tillian loslegt. Der eine, der bleibt, ist Finanzer und Excontroller Herwig Langanger. Er blickt nun als Nummer zwei streng vom Pressefoto.

Tillians neuer Job ist zumindest der dritte Auftritt in diesem Genre für die Styria. Ein Genre irgendwo zwischen Sanierer und Strukturbereiniger.

Der in Vorarlberg geborene Jurist begann jung als Assistent des Styria-Vorstandschefs. Er managte die Übernahme von Wirtschaftsblatt samt Magazingruppe um Wiener, Wienerin und Diva, Nukleus der heutigen überregionalen Styria-Zeitschriften. Ab 2005 saß Tillian in deren Vorstand, 2008 übernahm er den Vorsitz, 2009 verließ er die Styria. In seine Amtszeit fiel die Übernahme des Sportmagazin Verlags (und der rasche Abgang von dessen Chef). Tillian steckte erst alle Magazine in eigene Firmen, gliederte sie doch wieder günstiger in größere Einheiten. "Unverwechselbar" nannte Horst Pirker, damals Styria-Boss, 2009 Tillians Wirken, als sich der in eine Anwaltskanzlei verabschiedete. Tillian betont lieber, die Magazine wurden 2005 bis 2009 "nachhaltig saniert".

2010 holt ihn die Styria zurück, um ihre Gratiswochenblätter mit jenen der Tiroler Moser Holding zu vereinen. Wieder galt es, Strukturen aufzubrechen und neu zusammenzusetzen.

"Kompromisslos", "frei von Selbstzweifel", "mit Druck" agieren, "Baustellen aufreißen", das könne er, sagen Menschen, die ihn kennen. In neuen Strukturen dann geregeltes Wirtschaften zu lenken, Leute zu motivieren und bei der Stange zu halten, nicht nur aus Angst um ihren Job: Das wäre schon weniger sein Ding, sagen sie. Und erinnern, wie besonders stark Medien von der Motivation ihrer Mitarbeiter abhängen.

Mit dem ihm eigenen Ehrgeiz widmet sich Tillian nun Presse und Wirtschaftsblatt. Bis zur nächsten Sequel in seinem Genre. Es gibt auf vielen Ebenen was zu tun für Manager wie ihn. (Harald Fidler, DER STANDARD, 4./5.8.2012)