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Ein Waffenlager rund 100km südlich von Sirte in Libyen.

Foto: David Sperry, File/AP/dapd

Kairo - Die ersten Berichte, dass in Libyen gestohlene Waffen und Munition in den Gazastreifen und auf den ägyptischen Sinai gelangen, tauchten bereits im August 2011 auf - und damals gab die neue Militanz ja auch ihr erstes Lebenszeichen mit einem Überfall an der israelisch-ägyptischen Grenze. Die ägyptische Militäroperation "Eagle" auf dem Sinai wurde gestartet - aber auch an der libyschen Grenze wurden die Ägypter wachsamer. Im Juni etwa wurde in Marsah Matruh, an der Küstenstraße nach Libyen, ein Waffenlager ausgehoben, wo sich auch 138 Grad-Raketen fanden.

Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass sich in den Händen der radikalen Gruppen, die sich auf dem Sinai breitgemacht haben, bereits Waffen befinden, die auch Flugzeugen gefährlich werden könnten. Eine schlechte Nachricht für den Tourismus am Roten Meer.

Nicht, dass es nicht schon vor dem Libyen-Krieg und vor dem Sturz Mubaraks Waffenschmuggel auf dem Sinai gegeben hätte. Aber nach dem Zusammenbruch des Regimes zog sich erstens der Militärgeheimdienst weitgehend aus dem Sinai zurück und aus dem Schmuggel wurde zweitens ein Unternehmen im großen Stil, mit neuem Material, in den Händen der Beduinen. Die Waffen haben Abnehmer im Gazastreifen, bei den jihadistischen Gruppen, aber auch bei den beduinischen Stämmen selbst, deren Auseinandersetzungen schärfer werden. Zum ersten Mal haben jene Beduinen, die vom Schmuggel leben, sichtbare wirtschaftliche Vorteile gegenüber jenen, die vom Tourismus leben. In Al-Arish gibt es plötzlich Luxusautos auf der Straße, berichtet Ahram Online.

Die Jihadisten - Salafisten, die ihren Quietismus verlassen haben und nun auf Gewalt setzen - kommen natürlich nicht nur von außen, sondern haben auch bei den Beduinen Fuß gefasst. Das ist vor allem wirtschaftlichen und sozialen Problemen zuzuschreiben. (guha, DER STANDARD, 11.8.2012)