Eine Tempelanlage der Maya in Caracol, Belize. Aktuelle Analysen weisen darauf hin, dass jahrzehntelange Trockenphasen sowie kurze, dramatische Dürren zum Kollaps des Reichs der Maya führten.

Foto: Douglas Kennett, Penn State

Zürich/Wien - Der mehr oder weniger plötzliche Kollaps des Reichs der Maya vor rund 1000 Jahren gab den Archäologen lange Zeit Rätsel auf. In jüngster Zeit gab es allerdings einige Studien, die Klimaveränderungen als mögliche Ursache nannten. Nun erhärtet die neue Studie eines internationalen Forscherteams die Vermutung, dass extreme Trockenperioden das Ende der Maya besiegelten.

Den Schlüssel zu den neuen Erkenntnissen, die im Fachblatt "Science" publiziert wurden, lieferte ein Tropfstein aus der Yok-Balum-Höhle im zentralamerikanischen Staat Belize. 4200 Proben aus den obersten 42 Zentimetern des Stalagmiten lieferten unerwartet präzise datierte Untersuchungsergebnisse zur Klimaentwicklung.

Der Vergleich dieser Klimadaten mit archäologischen Daten zeigt, dass die Expansion der Maya im Tiefland mit regenreichen Perioden in den Jahren von 450 bis ca. 660 unserer Zeitrechnung zusammenfällt. In dieser Zeit blühte die Landwirtschaft. Zudem entwickelten sich Zentren wie Tikal im Norden Guatemalas und Uxbenka in Südbelize.

Das interdisziplinäre Forscherteam vermutet, dass starke Regenfälle während der frühen klassischen Maya-Zeit die Feuchtgebiete nährten und die Wasserspeicher saisonal füllten. Das könnte den Siedlungszentren in deren Nähe einen entscheidenden Vorteil in den klimatisch unzuverlässigen Zeiten verschafft haben.

Jahrzehntelange Trockenphasen

Die Analysen des Stalagmiten zeigten jedoch auch Hinweise auf jahrzehntelange Trockenphasen sowie auf kurze, dramatische Dürren. Ein Trend zur Trockenheit zeichnet sich zwischen dem Jahr 660 und 1000 ab. Dieser wiederum leitete einen zweistufigen Zerfall des Maya-Reichs ein.

Vor dem Jahr 800 mehren sich Hinweise auf kriegerische Auseinandersetzungen, Zersplitterung der Stadtstaaten und eine destabilisierte Gesellschaft. Die Krisenherde breiteten sich in den nächsten 100 Jahren weiter aus und wurden von einem Bevölkerungsrückgang begleitet. Darauf folgte laut den neuen Ergebnissen eine starke Dürreperiode zwischen 1020 und 1100, die zum endgültigen Ende der klassischen Mayakultur geführt hat. (tasch, DER STANDARD, 09.11.2012)