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Versunkene Schätze sind der Traum vieler. Wer einen solchen hebt, braucht einen langen Atem. Erfolg ist nicht immer garantiert.

Foto: AP/Mörtel

Schatzsucher-Geschichten sind oft mit Superlativen verknüpft. Den Lohn fast zwanzigjähriger Geduld fuhr etwa der arbeitslose Brite Terry Herbert vor einigen Jahren ein. Der Hobby-Schatzsucher hatte in Staffordshire den bis dahin größten Schatz aus der Zeit der Angelsachsen entdeckt. Fünf Kilo Gold und drei Kilo Silber in Gestalt von Schmuck, Waffen und Helmteilen buddelte der 55-Jährige auf dem Acker eines befreundeten Bauern aus. Der Fund gehörte laut britischem Gesetz der englischen Krone. Der lange als Spinner Belächelte erhielt die Hälfte des Schätzwertes (das Britische Museum ermittelte umgerechnet rund 3,6 Millionen Euro), die andere Hälfte fiel dem Grundbesitzer zu.

Wer suchet der findet: Die alte Losung und die Tatsache, dass noch zahlreiche Mythen umrankte Schätze ihrer Entdeckung harren, hält die Goldgräbergemeinschaft bei Laune. Über den Verbleib des Bernsteinzimmers des Preußenkönigs Friedrich I. kursiert eine Unzahl an Behauptungen und Spekulationen. Kronjuwelen werden an unwirtlichen Orten vermutet, und der mutmaßliche Nazischatz im heimischen Toplitzsee lockt immer wieder Neugierige an. An seiner Stelle wurden bisher gefälschte Pfundnoten, Kriegsrelikte, alte Flaschen, Bierkapseln und Mist herausgetaucht.

Seltenes Gold und unglaubliche Pretiosen

Einen Schatz zu finden, kann wie ein Sechser im Lotto sein. Fördert man das eher seltene Gold zutage, hat man die Zusatzzahl erspielt. Die weltweit gehobene Menge soll in zwei Olympia-Schwimmbecken Platz finden. Rund 70.000 Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich der Schatzsuche verschrieben, schätzte der 2010 verstorbene Autor Reinhold Ostler. Der Münchner hat wohl Zeit seines Lebens selbst mit Büchern wie dem "Handbuch für Schatzsucher" verlockende Fährten für eine gläubige Gemeinde ausgelegt. Unglaubliche, zu Grabe getragene Pretiosen lägen rund um den Globus verstreut, so Ostler - allein in Deutschland verortete er 32.000 Zentner Gold, Silber und Juwelen.

Richtig fette Beute findet sich indes eher zu Wasser als zu Land. Auch daran mag es liegen, dass sich gerne echte Profis unter die Suchenden mischen. Am Meeresgrund liegen laut UNESCO etwa drei Millionen von Stürmen und anderen Unbilden versenkte Wracks. Jedes zehnte soll ein wertvoller Fang sein, für den manch einer Leib und Leben riskiert. Der Amerikaner Mel Fisher verkaufte in den 1960er Jahren sogar Hab und Gut und zog mit Frau und Kindern in ein Motel in Florida, um nach spanischen Wracks zu tauchen. Der hohe Einsatz zahlte sich aus: 1985 fanden die Fishers die Überreste einer Galeone, die 1622 auf ihrem Heimweg von Havanna nach Spanien mitsamt Gold- und Silberbarren, Münzen, Schmuck und Bronzekanonen gesunken ist. Wem die 300-Millionen-Euro-Ladung gehörte, war lange umstritten: den Spaniern, unter deren Flagge das Schiff einst segelte? Den Amerikanern, vor deren Küste es lag? Oder den Fishers? Der Oberste Gerichtshof der USA machte Fisher zum Millionär. Der Preis war hoch, denn sein Sohn und seine Schwiegertochter sind bei dem Abenteuer ertrunken.

Wenn Profi-Explorer einen Schatz suchen

Mittlerweile haben sich über 100 Unternehmen weltweit auf die Suche nach versunkenen Pretiosen spezialisiert. So fantastisch ihre in Aussicht gestellten oder tatsächlichen Aktivitäten und Geschäftsmodelle zuweilen klingen, so enttäuschend ist oft ihre Performance. Die börsenotierte amerikanische Firma Odyssey Marine Exploration etwa beschäftigt zahlreiche Mitarbeiter, die in den Archiven dieser Welt nach wertvollen Hinweisen fahnden - und auch Schätze bergen. Das Unternehmen aus Florida hat auch immer wieder mit spektakulären Funden auf sich aufmerksam gemacht. Nicht immer bringt ein solches Abenteuer aber auch bares Geld. Spanien hat etwa heuer im Frühjahr einen langen Rechtsstreit für sich entschieden: Mehr als 500.000 Gold- und Silbermünzen mit einem geschätzten Wert von 350 Millionen Euro, die die Spezialfirma 2007 in einem Schiffswrack im Atlantik gefunden und geborgen hat, gehen an Spanien zurück. Das Unternehmen lebt auch von der Vermarktung seiner spektakulären Aktivitäten, betreibt ein Online-Geschäft, veranstaltet Ausstellungen, ist im Fernsehgeschäft aktiv und schreibt dennoch Verluste. Der Börsenwert des Unternehmens ist seit dem IPO im Jahr 1997 kräftig zusammengeschmolzen.

Klingende Geschäftsmodelle

Auch die Arqueonautas Worldwide S. A. aus Portugal hat sich auf die Suche, die Ortung und die Bergung wertvoller Gegenstände aus gesunkenen Schiffen spezialisiert. Man finanziere sich durch den Verkauf der gefundenen Artefakte, erklärt das Unternehmen sein Geschäftsmodell selbst. Verlässliche Erlös- und Ertragsströme wurden nicht in Aussicht gestellt, mit potenziellen enormen Umsatzzuwächsen und beachtlichen Gewinnen aber gelockt. Damit sieht es allerdings derzeit gar nicht gut aus. Auch Arqueonautas Worldwide kommt nicht aus den roten Zahlen. Die Aktie, die in Frankfurt gehandelt wird, notierte 2010 schon einmal über fünf Euro, heute grundelt sie bei weniger als 50 Cent herum.

Noch tiefer sank Deep Sea Exploration. Mit Fernsehwerbung und Hochglanzbroschüren hat das Unternehmen in den Jahren 2001 bis 2005 Anleger begeistert und einen Börsengang angestrebt. Das Geschäftsmodell ist bekannt: Kostbare Schätze sollten gehoben und gewinnbringend verkauft werden. Rund 500 Anleger haben damals etwa 15 Millionen Euro bei vorbörslichen Aktienkursen von 3,50 Euro in der Hoffnung auf rasche Gewinne investiert. Gefunden wurden keine Pretiosen, auch das wertvolle chinesische Porzellan, das angeblich schon so gut wie geborgen war, kam nie zum Vorschein,  (siehe dazu auch: Gescheiterte Jäger der verlorenen Schätze). Statt dem Börsengang folgte die Pleite, und was mit Träumen von Silber, Gold und Edelstein begann, endete für die Ex-Manager im Gerichtssaal und die meisten Anleger mit dem Totalverlust. (Regina Bruckner, derStandard.at, 12.12.2012)