"Nicht hübsch, aber definitiv markant": So könnte die "Hobbit"-Frau LB1 ausgeschaut haben, die vor 18.000 Jahren lebte. 

Foto: Susan Hayes

Wollogong/Wien - Es war einmal ein zwergenhaftes Volk, das einen kleinen Kopf und große Füße hatte, auf einer Insel lebte und dort riesige Ratten und kleine Verwandte des Elefanten jagte. Die Rede ist von den Hobbits - aber nicht jenen Fantasiewesen von John Ronald Reuel Tolkien, die seit dieser Woche auch bei uns wieder die Kinokassen klingeln lassen.

Es gab "Hobbits" nämlich auch "in echt": Auf der indonesischen Insel Flores lebte bis vor rund 17.000 Jahren eine Menschenart, die große körperliche Ähnlichkeiten mit Tolkiens Zwergenvolk hatte - und deshalb prompt nach ihm benannt wurde. Der 2003 entdeckte Homo floresiensis (so die offizielle Bezeichnung) avancierte sofort zum Streitfall; bis heute ist sein Stammbaum ungeklärt.

Wahrscheinlich handelt es sich um einen auf der Insel geschrumpften Homo erectus. Es gibt aber auch Spekulationen, dass er Nachfahre einer noch älteren Vormenschenart sein könnte. Andere Experten wiederum glauben, dass die kleinschädelige Menschenart ein wegen einer Krankheit verkleinerter Homo-sapiens-Spross und evolutionär gar nicht so alt sei.

Auch um diese Frage zu klären, hat die australische Anthropologin Susan Hayes das Gesicht der "Hobbit"-Frau LB1 rekonstruiert, deren Knochenreste auf 18.000 Jahre geschätzt werden. Was Hayes mit aufwändigen Methoden der Gerichtsmedizin schuf und diese Woche bei einer Fachkonferenz in Wollogong präsentierte, liefert indes auch keine eindeutigen Antworten.

Die "Annäherung" (Zitat Hayes) sieht irgendwie zwar menschenähnlich, aber doch fremd aus. Und wie die Anthropologin selbst meint: "Hübsch ist sie in unseren Augen wohl nicht gewesen, aber definitiv markant." (tasch/DER STANDARD, 15./16. 12. 2012)