Mit Hilfe der "free return trajectory" soll auf dem Flug zum Mars Treibstoff gespart werden.

Grafik: Inspiration Mars

Noch besteht das Projekt aus Computer-Illustrationen und einer Stiftung. Mit Spendengeldern, Sponsoring-Verträgen und NASA-Know-how soll die "Mission for America" Realität werden.

Illustration: Inspiration Mars

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Dennis Tito im April 2001, kurz bevor er die Sojus-TM-32-Rakete zur ISS bestieg. Der US-Finanzberater will 2018 ein Paar zum Mars schicken.

Foto: AP/Mikhial Metzel

Washington - Er war der erste Mensch, der als zahlender Tourist die Internationale Raumstation (ISS) besuchen durfte. Den früheren Raumfahrt-Ingenieur und Geschäftsmann Dennis Tito aus Kalifornien lässt der Weltraum auch zwölf Jahre nach seinem Ausflug ins All nicht los - im Gegenteil. Seine aktuellen Pläne würden, in die Tat umgesetzt, erneut Raumfahrtgeschichte schreiben, allerdings in einem etwas größeren Maßstab: Tito arbeitet an der Realisierung einer privaten bemannten Mission zum Mars.

Vorläufiges Ziel ist die Umrundung des Roten Planeten im Rahmen eines 501-tägigen Fluges. Starten soll die Reise bereits in fünf Jahren. Wie Tito am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Washington erklärte, sollen im Jänner 2018 zwei "Mars-Touristen", ein Mann und eine Frau mittleren Alters, ihre historische Reise beginnen. Die beiden sollten sich in einer "stabilen, langjährigen und vertrauensvollen" Beziehung befinden, immerhin gäbe es für 16 Monate praktisch keine Privatsphäre, so die Anforderung an die All-Reisenden.

Mars-Flyby in 160 Kilometern Abstand

Der Zeitpunkt für das Projekt ist ideal: Wenn es so weit ist, stehen Mars und Erde in günstigen Positionen zueinander. Überhaupt wäre die Realisierung des Mars-Flybys technisch keine allzu große Hürde, glaubt Tito. Die gravitative Wirkung von Erde, Mars und Venus würden das Raumschiff in einer "free return trajectory" ohne größere Kurskorrekturen hin und zurück bringen. Tito verglich die Flugbahn mit einem Bumerang.

Nach dem angepeilten Start am 5. Jänner 2018 soll der Flyby am 20. August 2018 stattfinden; zurückkehren sollte die Kapsel am 21. Mai 2019. Beim Vorbeiflug am Mars würde der Abstand zur Oberfläche etwa 160 Kilometer betragen. Das Einschwenken in einen Orbit oder gar eine Landung seien aber nicht vorgesehen, was sich auch positiv auf den Treibstoffbedarf auswirke. Insgesamt nannte Tito das Projekt eine "ziemlich einfache Mission".

Weniger einfach wird es, wenn es darum geht, die Passagiere während der 501 Tage in einer engen Kapsel fit und geistig und körperlich gesund zu halten. Der bisherige Rekord für einen Aufenthalt im All liegt bei 437 Tagen. Die Daten aus dem Mars-500-Projekt in Moskau, bei dem bis November 2011 sechs Freiwillige für 520 Tage in einem Komplex eingeschlossen waren, werden immer noch ausgewertet.

NASA würde mitmachen

Angaben zu den voraussichtlichen Kosten für das Megaprojekt machte der 72-jährige Tito nicht. Robert Zubrin von der Organisation Mars Society schätzte die Kosten indes auf "eine bis zwei Milliarden Dollar" (bis zu 1,5 Milliarden Euro). Zusammenkommen soll das Geld durch private Spenden und Sponsoring-Verträge. Das Team um Tito hat bereits eine Stiftung mit dem Namen "Inspiration Mars" gegründet, die auch die beiden Mars-Besucher rekrutieren will.

Tito sprach von einer "Mission für Amerika", die "Wissen, Erfahrungen und Impulse für die nächste große Ära der Weltraumforschung" bringen werde. Die US-Weltraumbehörde NASA begrüßte die Pläne und erklärte sich zu Gesprächen über eine Zusammenarbeit mit Inspiration Mars bereit. Finanzielle Hilfe will Tito von der NASA aber nicht. 

Ingenieur, JPL-Mitarbeiter, Finanzmakler, All-Tourist

Der US-Multimillionärist studierter Ingenieur und war bereits seit dem Sputnik-Start 1957 von der Raumfahrt fasziniert. Seine Pläne, Astronaut zu werden, scheiterten in den 1960er Jahren an seinem fehlenden fliegerischen Hintergrund. Dennoch gelangte er schon bald zumindest indirekt ins All: In den folgenden Jahren war Tito beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) an mehreren Mariner-Missionen beteiligt. Als Ingenieur war er für die Berechnung von Flugbahnen der Mars-Sonden verantwortlich. Dieselben mathematischen Methoden setzte Tito ab 1972 in der von ihm gegründeten Investmentberatungsfirma Wilshire Associates für die Kurs-Risikoberechnungen ein.

Mit seinen quantitativen Analysen verdiente Tito ein Vermögen, das ihm 2001 endlich die lange ersehnte, 20 Millionen Dollar teure Reise ins All ermöglichte. Der erste Besuch eines "Touristen" auf der ISS war der NASA damals zunächst gar nicht recht. Sie gab dem Flug Titos erst zwei Wochen vor dem Start grünes Licht, und das auch nur unter der Voraussetzung einer strengen Reglementierung des sechstägigen Besuchs. (red, derStandard.at, 28.2.2013)