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Gerhard Dörfler wirft sich als blauer Spitzenkandidat in die Schlacht möchte gerne Kärntner Landeshauptmann bleiben. Der blaue Parteichef Heinz-Christian Strache (links) und Fahnenträger Kurt Scheuch helfen ihm dabei.

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Gerhard Pilgram (oben) und Emil Kristof (unten) leiten gemeinsam das Unikum.

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STANDARD: Kommt es in Kärnten zur politischen Wende?

Pilgram: Ich bin optimistisch.

Kristof: Ich bin realistisch optimistisch. Es gibt ein gewisses Bangen und Hoffen. Aber Prognosen gebe ich keine ab.

STANDARD: Warum wäre gerade für Kärntens Künstler und Kulturschaffende diese Wende so wichtig?

Pilgram: Die Freiheitlichen haben einen jahrelangen Kulturkampf gegen uns geführt. In der Ära Jörg Haiders war die Kulturszene paralysiert. Einige haben sich arrangiert, viele sind gegangen, wenige sind widerständig geblieben. Wie das Unikum. In den letzten Jahren ist die Solidarität untereinander gewachsen, und es gab neue Initiativen! Trotz der Umstände.

Kristof: Auch in der Volksgruppe gibt es positive Signale. Ein Albdruck ist von den Menschen gefallen. Die Leute haben Mut gefasst, und es scheint, als wäre doch ein Ruck durch das ganze Land gegangen.

STANDARD: Wie hat das Unikum, das immer widerständig blieb, diesen Kulturkampf überlebt?

Pilgram: Durch unseren Widerstand haben wir internationale Beachtung und Solidarität ausgelöst. So konnten wir auch EU-Gelder lukrieren, denn das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt haben uns auf Geheiß Haiders im Jahr 2000 die gesamten Subventionen entzogen.

Kristof: Uns ist eine Art Krieg erklärt worden und wir waren das erste Kriegsopfer. Das war ein Schockerlebnis. Gott sei Dank stand die Uni Klagenfurt hinter uns. Wir haben damals zur Sanierung des Kulturbudgets beigetragen - unfreiwillig.

STANDARD: Was war so unerträglich an der freiheitlichen Kulturpolitik?

Pilgram: Dieser Kulturkampf hat auch darin bestanden, dass das Budget für Volkskultur innerhalb weniger Jahre verzehnfacht wurde - zulasten der freien Kulturszene. Auch in die Eventunkultur wurden Unsummen hineingebuttert.

Kristof: Es herrschte ein grundsätzliches Unverständnis für Kulturarbeit und zeitgenössische Kunst. Neben einer absoluten Respektlosigkeit gegenüber Künstlern stand immer auch die Drohung im Raum: Wenn du nicht gefügig bist, dann bestrafen wir dich mit Liebesentzug - und das hieß Subventionsentzug. Man musste sich in den Huldigungsreigen einreihen.

STANDARD: Spiegelt sich diese Haltung nicht auch gegenüber der Kultur der Volksguppe wider?

Pilgram: Auch da herrschte völlige Ignoranz. Die slowenische Kultur wurde bestenfalls auf bloße Folklore reduziert.

Kristof: Alles, was über Speck-, Käse- und Kirchtagsfeste hinausging, wurde einfach ausgeblendet. Es gab kein Interesse, keinen Dialog. Diese Respektlosigkeit hat sich wie ein bleierner Schleier über das ganze Land gelegt und ist auch dafür verantwortlich, dass die Wirtschaftszahlen Kärntens nach unten rasselten und so viele junge Menschen das Land verlassen haben.

STANDARD: Was kann nach der Wahl anders werden?

Pilgram: Wolfgang Waldner hat uns sofort nachdem er Kulturreferent wurde Mut gemacht. Er hat mit den Künstlern und Kulturinitiativen geredet und hat allen sofort eine Nachtragssubvention bewilligt - und auch ausgezahlt.

Kristof: Waldner ist eine große Hoffnung für die Kulturszene. Ich bin kein Anhänger seiner Partei, der ÖVP, aber er ist eine besondere Persönlichkeit, und auf solche Personen kommt es an, nicht auf Parteien.

STANDARD: Das Unikum hat gemeinsam mit anderen Initiativen eine künstlerische Wahlempfehlung an der Pestsäule in Klagenfurt abgegeben. Nutzt das in Kärnten etwas, wenn sich Künstler in den Wahlkampf einmischen?

Pilgram: Es waren künstlerische Statements zur Wahl am 3. März mit Texten, Musik, Performances. Es war eine gute Stimmung dort und rund 200 Zuschauer. Es gibt auch Zündholzschachteln mit dem blauen Aufdruck " Pest - Liste eins" von der 1. Kärntner Kurzschlusshandlung. Ob es was genützt hat, werden wir ja sehen.

Kristof: Bei der letzten Landtagswahl 2009 nach Jörg Haiders Tod hatten wir die Aktion "Kärnten umdrehen". Das hat überhaupt nichts gebracht.

STANDARD: Was empfehlen Sie persönlich?

Pilgram, Kristof: Abwählen! (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 2.3.3013)