Telepathie bei Ratten: Hirnimplantate machen Gedankenübertragung möglich.

Illustration: Katie Zhuang, Laboratory of Dr. Miguel Nicolelis, Duke University

Durham/Wien – Gedankenübertragung mag zwar zufällig vorkommen. Doch immer dann, wenn Wissenschafter mögliche telepathische Fähigkeiten empirisch untersuchen wollten, klappte es nicht mehr. Nun jedoch ließen Wissenschafter die Hirne von zwei Ratten über Hunderte von Kilometern hinweg kommunizieren.

Dass Gehirne auch Signale interpretieren können, die ihnen von außen etwa durch Mikroelektroden zugeführt werden, ist eine bereits seit einiger Zeit erprobt und wird auch zu Therapiezwecken eingesetzt. Nun allerdings machten sich Forscher erstmals daran, Gehirne auch Informationen von einem anderen Organismus auszuwerten zu lassen. Für ihre Studie pflanzten Neurowissenschafter um Miguel Nicolelis (Duke University in Durham) feine Elektroden in den motorischen Cortex von Ratten ein. Das ist jener Bereich der Hirnrinde, der Bewegungen kontrolliert.

Danach wurden alle Versuchstiere trainiert, in einem Käfig mit zwei Hebeln immer denjenigen zu drücken, über dem ein Licht aufleuchtete. Das war aber nur die Vorübung zum eigentlichen Experiment: Dafür wurden bei jeweils zwei Ratten die Elektroden im Gehirn "kurzgeschlossen": Immer wenn die "Sender"-Ratte auf das Lichtsignal hin den korrekten Hebel drückte, leitete ein Kabel ihre Hirnaktivität per Kabel in das Gehirn ihres Partners.

Diese "Empfänger"-Ratte hatte zwar die gleichen Hebel, aber kein Lichtsignal. Um den richtigen drücken zu können, musste das Tier die Signale aus dem Gehirn ihres Artgenossen korrekt verarbeiten. Das gelang in 70 Prozent der Fälle, wie die Forscher im Fachblatt "Scientific Reports" schreiben. Statistisch war das Ergebnis hochsignifikant – und Telepathie damit erstmals wissenschaftlich erzeugt und bestätigt. (tasch/DER STANDARD, 2./3. 3. 2013)