Die Freunde: Viktor Goldstein (Ludwig Trepte), Greta (Katharina Schüttler), Wilhelm (Volker Bruch), Friedhelm (Tom Schillling), Charlotte (Miriam Stein).

Foto: ORF/ZDF/David Slama

Wilhelm Winter (Volker Bruch) im Schützengraben.

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Frau Winter (Johanna Gastdorf) verabschiedet ihre beiden Söhne Friedhelm (Tom Schilling und Wilhelm (Volker Bruch) an die Ostfront.

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Greta (Katharina Schüttler) hofft auf eine Karriere als Sängerin.

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Wien - Juni 1941: In Berlin ist der Krieg scheinbar fern. So fern, dass Charly, Viktor, Greta, Wilhelm und Friedhelm ausgelassen feiern, obwohl drei von ihnen am nächsten Morgen einrücken. "Spätestens Weihnachten ist der Krieg vorbei", sagt Wilhelm.

Ein Irrtum steht am Beginn des Dreiteilers Unsere Mütter, unsere Väter (Sonntag, Montag, Mittwoch, 20.15 Uhr, ORF 2), und falsche Vorstellungen ziehen sich durch die Lebensläufe der fünf Freunde. Eben noch tanzten sie zu Swing, kurz darauf sind sie mit Massenmord konfrontiert. Sie, das sind: Charly (Miriam Stein), das Nesthäkchen. Sie wird als Krankenschwester in einem Lazarett arbeiten und eine Ärztin (Christiane Paul) denunzieren. Der Jude Viktor (Ludwig Trepte) sollte Schneider werden. Er flieht aus Berlin. Seine Eltern lässt er zurück.

Seine Freundin Greta (Katharina Schüttler) hofft auf eine Karriere als Sängerin und lässt sich mit der Gestapo ein. Der intellektuelle Friedhelm (Tom Schilling) packt haufenweise Bücher in seinen Koffer für die Front. Um die eigene Haut zu retten, lässt er Zivilisten in den Tod rennen. Wilhelm (Volker Bruch) kämpft mit dem Mut des tapferen Soldaten. Er verroht am schnellsten: einen sowjetischen Kommissar tötet er eiskalt mit Genickschuss.

Schnörkellos

Bittersüße Zugeständnisse an den Kommerz, die sich gern in Kriegsepen des deutschen Produzenten Nico Hofmann finden, wird man in Unsere Mütter, unsere Väter vergeblich suchen. Autor Stefan Kolditz (Dresden) und Regisseur Philipp Kadelbach (Hindenburg) konzentrieren sich auf die Schnittstellen des Krieges: Front, Lazarett, Heimat. Dem Schrecken ist nichts hinzuzufügen. Hofmann spielt mit den Emotionen der Zuschauer: Die Jugendlichen sind sympathisch - und fast alle machen sich schuldig.

Hofmann besetzt das Thema Zweiter Weltkrieg im deutschen Fernsehfilm seit Jahren wie kein Zweiter. In epischer Länge behandelte er mit seiner Teamworxx zentrale Figuren wie Rommel und Stauffenberg und bedeutsame Ereignisse, etwa in Dresden und Die Flucht. Und wie zuvor geht es in Unsere Mütter, unsere Väter um das nationale Trauma, das bis heute wirkt und von dem er persönlich betroffen ist. Hofmanns Vater musste als 18-Jähriger in den Russland-Feldzug. Die Mutter war begeisterte Hitler-Anhängerin.

Dass trotz Hitler-Filmflut aus seiner Sicht noch nicht alles gesagt ist, kündigte der Produzent zuletzt an: Eine achtteilige Hitler-Serie und Maria Furtwängler als Leni Riefenstahl sind geplant. (Doris Priesching, DER STANDARD, 16./17.3.2013)