Lara Croft hat die Herausgeber trotz starkem Comeback enttäuscht.

Foto: Square Enix

Die Neuauflage des Action-Adventures "Tomb Raider" hat sich in den ersten vier Wochen satte 3,4 Millionen Mal verkauft und sich durchwegs positiver Kritiken erfreut. Für Herausgeber Square Enix war es dennoch nicht der erhoffte Erfolg. Intern rechnete man mit mindestens 5 bis 6 Millionen verkauften Exemplaren im ersten Monat und hoffte insgeheim noch auf ein wenig mehr, wie der Konzern nun offenlegte.

Auch die Vorjahres-Hits "Sleeping Dogs" (1,75 Millionen verkaufte Exemplare) und "Hitman Absolution" (3,6 Millionen) verfehlten die Vorgaben deutlich. Square erwartete sich mindestens 2 bis 2,5 und 4,5 bis 5 Millionen verkaufte Stück. Wenngleich sich der japanische Herausgeber enttäuscht zeigt, stellt sich die Frage, wie heutzutage Erfolg definiert wird, wenn selbst ein Bestseller nicht mehr gut genug ist. 

Überzogene Erwartungen?

"Tomb Raider" setzte bei 3,4 Millionen Verkäufen im Handel zu einem Durchschnittspreis von 60 Dollar für die mehrheitlich gekauften Konsolenversionen rund 204 Millionen Dollar um. Selbst bei hoch eingeschätzten Entwicklungskosten von 50 bis 100 Millionen Dollar über einen Zeitraum von fünf Jahren dürfte das Werk damit bereits nach vier Wochen zumindest die Investitionen eingespielt haben. Von einem kommerziellen Flop zu sprechen ist daher unmöglich. Das Problem, so IDC-Analyst Billy Pidgeon: Um "wirklich profitabel" zu sein, müssen sich Spiele, die um die 100 Millionen Dollar gekostet haben, wenigstens 5 Millionen verkauft haben. Eine Marke, für die "Tomb Raider" jedoch noch viele Monate Zeit hat, um sie zu erreichen.  

Sieht man sich die vorangegangenen Werke der Serie an, verwundert es überdies, dass Square Enix die Latte überhaupt so hoch ansetzen konnte. Seit "Tomb Raider 2", das sich gut 8 Millionen Mal verkaufte, ging es über ein Jahrzehnt stetig bergab mit der Schatzjägerin. Die jüngsten Werke vor der Neuauflage, "Tomb Raider: Anniversary" und "Tomb Raider: Underworld", setzten zusammen nicht mehr als 4 Millionen Exemplare ab. Die Serie befand sich vor "Tomb Raider" (2013) klar am absteigenden Ast. Das Image von Lara Croft als Videospielheldin war mehr als angeschlagen, das Vertrauen der Spieler in die Qualität ihrer Abenteuer angekratzt. Da erscheint es zumindest außenstehend gewagt, mit mehr als "sehr guten" Verkäufen zu rechnen.

Kein leichter Start

Nicht viel anders ist die Lage bei "Hitman Absolution". Mit 3,6 Millionen Stück verkaufte es sich deutlich besser als die Vorgänger "Hitman: Blood Money" und "Hitman: Contracts", die jeweils rund 2 Millionen Exemplare absetzten. "Hitman" war damit zwar auch vorher schon eine erfolgreiche Serie, aber als Auftragskiller-Thriller im Vergleich zu Chartstürmern wie "Assassin's Creed" und "Call of Duty" klar auf eine Nische fokussiert.

"Sleeping Dogs" wiederum hatte als neue Marke von Beginn an keinen leichten Start. Das Spiel wurde zunächst unter dem Titel "True Crime: Hong Kong" von Activision entwickelt und dann 2011 an Square Enix verkauft, das den Titel umbenannte und fertigstellte. Als unbekannte Marke präsentierte sich "Sleeping Dogs" schließlich als Gangsterepos in der Unterwelt Hongkongs - ebenfalls nicht gerade ein typischer Mainstream-Zugang. Wenn Square Enix schon nicht Millionenverkäufe als positives Feedback von den drei Werken mitnimmt, dann hoffentlich die Tatsache, dass alle drei Spiele sowohl von den Medien als auch den Spielern überdurchschnittlich gut aufgenommen wurden und damit zumindest solide Grundsteine für Fortsetzungen gelegt wurden. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 10.4.2013)