Zur Hälfte Mensch, zur anderen Hälfte Menschenaffe: Australopithecus sediba (Mitte) zwischen einer zierlichen Vertreterin des Homo sapiens (links) und einem Schimpansen.

Foto: Lee R. Berger

Zürich/Wien - Entdeckt wurden seine Überreste 2008 in Südafrika, wissenschaftlich beschrieben wurde er das erste Mal 2010. Nun aber präsentieren Forscher in gleich sechs Aufsätzen im Fachblatt "Science" die beste Einordnung der Vormenschenart. Sie kommen dabei zum Schluss, dass es sich dabei um halb Mensch, halb Menschenaffe handelte, wahrscheinlich um einen direkten Vorfahren der Gattung Homo, aus der auch der moderne Mensch hervorging.

Ein gutes Beispiel für die Mischform des Körperbaus ist der Brustkorb, den Forscher um Peter Schmid (Uni Zürich) analysierten. Der obere Brustkorb des Australopithecus sediba war demnach sehr eng, wie es auch bei Orang-Utans, Schimpansen oder Gorillas der Fall ist. Der untere Brustkorb hingegen ähnelt eher dem des Menschen. Die konische Form des Brustkorbs habe das Hangeln und Klettern in den Bäumen ermöglicht.

Schwierigkeiten hatten die Vormenschen hingegen vermutlich beim aufrechten Gang: "Längere Strecken konnten sie wohl nicht rennen, zumal ihnen das energiesparende Armschwingen fehlte", erläutert Schmid. Der Gang der Vormenschenart dürfte im Übrigen ziemlich einzigartig gewesen sein: Die Homo-Vorfahren besaßen sehr kleine Fersen, ähnlich jenen von Schimpansen, schreiben Forscher um Jeremy DeSilva von der Uni Boston. Die Füße kippten beim Gehen seitwärts stark ein. Dies unterscheide A. sediba von anderen Australopithecinen.

Südliche Schwestergruppe von Australopithecus afarensis

Auch die Untersuchung von Unterkiefer und Zähnen sowie jene der Wirbelsäule zeigten eine Mischung primitiver und modernerer Merkmale. Eine Ausnahme bilden die Arme, die - abgesehen von den Händen - überwiegend primitive Züge aufweisen und gut für das Klettern geeignet waren. Die Benutzung der Vordergliedmaßen zum Greifen von Gegenständen sei anscheinend später entstanden, vermutlich mit der Entwicklung des Homo erectus, schreiben Forscher um Steven Churchill von der Duke-Uni.

Noch ist unklar, welche Position in der Entwicklung der Hominiden der "ursprüngliche südliche Affe" (so die wörtliche Übersetzung) einnimmt. Es sei denkbar, dass er nicht vom Australopithecus afarensis stammt - das ist die Gruppe, aus der auch die berühmte Lucy angehört. Wie Studienleiter und Erstbeschreiber Lee Berger (Uni Witwatersrand in Südafrika) vermutet, bildet Australopithecus sediba eine südliche Schwestergruppe. (tasch, dpa, DER STANDARD, 12.04.2013)