Sind die Beine geschwollen, kann es sich um eine Venenthrombose oder um ein Ödem handeln.

Foto: Walter Döller

Lymphödeme treten häufig schleichend auf. Oft breiten sie sich von der Wurzel von Gliedmaßen in die Peripherie aus und sind fast immer schmerzlos.

Foto: Walter Döller

"Ich habe Wasser in den Beinen", heißt es oft angesichts "schwerer", geschwollener Füße und Beine. "Wasser in den Beinen ist solange ein Krankheitszeichen, bis man die Ursache dafür gefunden hat", sagt Walter Döller, Abteilungsleiter des Zentrums für Lymphologie am Landeskrankenhaus Wolfsberg. "Es bedeutet nichts anderes als eine Flüssigkeitsansammlung im Unterhautbindegewebe." Diese Einlagerung von Flüssigkeit wird als Ödem bezeichnet.

Systemische Erkrankungen

Ödeme können die Symptome einer systemischen Erkrankung wie Herz- oder Niereninsuffizienz sein. Nicht selten liegt auch eine venöse Abflussstörung zugrunde, die etwa von einer Beinvenen-Thrombose ausgelöst sein kann. Wird die Flüssigkeit im Gewebe, die hauptsächlich aus eiweißreicher Flüssigkeit (Lymphe) besteht, nicht ausreichend über die Lymphbahnen abgeführt, spricht man von einem Lymphödem. Auch bei verringerter Konzentration von Bluteiweiß des Blutserums, etwa im Rahmen von Durchfallerkrankungen oder Mangelernährung kann es dazu kommen.

Die häufigsten Ursachen für Ödeme der Beine liegen laut Döller in systemischen Erkrankungen des Herzens, der Nieren oder anderer Organe. Mit zunehmendem Alter wird der Verschleiß der Organe immer stärker. "Eine solche systemische Erkrankung lässt sich behandeln und stabilisieren, dann vergehen die Ödeme spontan wieder von selbst", weiß der Experte von guten Therapieerfolgen zu berichten.

30 Prozent aller Thrombosen unerkannt

Wer während der Nacht auf seinem Arm schläft, wacht womöglich mit einer plötzlich auftretenden Schwellung auf. Ausgelöst wird diese durch einen Venen-Rückstau. "Eine einmalige Schwellung ist noch kein Grund, zum Arzt zu gehen", sagt Döller. "Sie sollte sich innerhalb weniger Stunden spontan erledigen." Im Fall, dass sie andauert, akut auftritt, Schmerzen verursacht oder sich verschlimmert, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Ist ein Bereich des Beines geschwollen, kann es sich um eine Venenthrombose handeln. Die Venenpumpe arbeitet nicht richtig, der Blutfluss in den Beinen verlangsamt sich, das Blut stockt. "30 Prozent aller Venenthrombosen werden nicht erkannt und dementsprechend übergangen", weiß Döller, denn wenn kleinere Venenabschnitte des tiefen Venensystems  betroffen sind, ist die Symptomatik wenig stark ausgeprägt.

Krampfadern sind meist keine Voraussetzung für eine Thrombose. Auslöser können Verletzungen sein, die ein Ruhigstellen des Beins durch Gips oder Fixierung eines Gelenkes nach sich ziehen; ebenso schwere Blutergüsse, längere Phasen der Bettruhe, unzureichende Flüssigkeitszufuhr oder die genetische Neigung. "Eine Thrombose ist auch dringend im Hinblick auf noch nicht erkannte Krebserkrankungen abzuklären", weiß Döller.

Geschwollene Füße

Geschwollene Füße müssen nicht immer auf eine Thrombose hinweisen. "Bei Personen, die den ganzen Tag stehen und schwer heben müssen, bewirkt die Schwerkraft des Venenblutes in den Beinen einen ständigen Druck auf die Venen", erklärt Döller. Diese sind sehr elastisch, verfügen über eine große Flüssigkeitsspeicherkapazität und können lange den durch Schwerkraft entstanden Blutstau kompensieren.

Wird die Blutsäule im Venensystem der Beine nicht Richtung Herz abgepumpt, kommt es durch die Überdehnung der Venengefäße zu einem erhöhten Druck, der sich an die Peripherie bis zu den Haargefäßen fortpflanzt und Flüssigkeit ins Gewebe drückt. Ein Ödem entsteht. Sobald sich die Betroffenen bewegen, verbessert sich der Blutfluss, und das Ödem wird sich zurückbilden. Für Tage, die langes Stehen mit sich bringen, empfiehlt Döller das Tragen von Kompressionsstrümpfen.

"Weitere Maßnahmen gegen geschwollene Füße und Beine wie Kneipp-Güsse, Einreibungen mit ätherischen Ölen oder Lymphdrainage sollten, vor allem bei sichtbaren einseitigen oder schmerzhaften beidseitigen Schwellungen, auf jeden Fall erst nach der Abklärung durch den Arzt  ergriffen werden", sagt Döller.

Lange nicht beachtet

Erfolgt die Schwellung an Beinen oder Armen asymmetrisch, kann es sich um ein Lymphödem handeln. Diese treten häufig schleichend, manchmal aber auch sehr rasch auf. Oft beginnen sie an der Wurzel von Gliedmaßen, breiten sich nach unten in die Peripherie aus und sind fast immer schmerzlos. Lymphödme sind heute noch die häufigste Früh- und Spätkomplikation z.B. nach Brustkrebsoperation: Die Lymphgefäße werden unterbrochen, der Transport der Lymphe ist gestört.

Ein Lymphödem kann aber auch genetisch bedingt sein. Am Beginn steht oft eine Schwellung im Zehenbereich, die mit einem sich verschlimmernden Spannungsgefühl verbunden ist. "Oft berichten die Patienten, dass sie Probleme mit dem Schuhkauf hatten", berichtet Döller, "der eine Schuh passt, der andere ist zu eng." Erfahrungsgemäß wird die Schwellung lange nicht beachtet und es vergeht viel Zeit, bis ein Arzt aufgesucht wird. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 16.5.2013)