Foto: Cover Mythos Mount Everest

"Weil er da ist!", sagte einst der Engländer George Mallory, der 1924 am Mount Everest ums Leben kam auf die Frage, warum er den höchsten Berg der Welt besteigen wolle. 60 Jahre ist es nun her, dass Edmund Hillary und Tenzing Norgay als erste Menschen überhaupt den "Chomolungma" (Tibetisch für "Mutter des Universums") oder "Sagarmatha" (Nepali, "Stirn des Himmels") bestiegen haben. Auch heute noch übt der Berg eine geradezu magische Anziehungskraft auf Menschen aus aller Welt aus.

In einem opulent bebilderten Buch namens "Mythos Mount Everest - Ein Berg wird erobert" porträtiert Autorin Iris Hadbawnik Bergsteiger, die den Gipfel erreichten oder auch scheiterten. Sie sprach mit dem Steirer Helmut Linzbichler, dem ältesten Europäer, der je auf dem Everest stand. Sie beschreibt die Strapazen der Studers aus Vorarlberg, die es als erste Familie im zwölften Versuch nach ganz oben schafften.

Die höchste Erhebung der Welt ist aber nicht nur Ziel von Bergsteigern sondern wird auch von vielen anderen Sportlern und Rekordjägern anvisiert. Hadbawnik berichtet von Marathonläufen im Schatten des Berges, sie sprach mit einem Apnoetaucher, der am Fuße des Riesen den höchsten Freitauchgang der Welt absolvierte und berichtet von Snowboardern, Schwimmern, Radfahrern und Gleitschirmfliegern, die im Himalaya anzutreffen sind. Die Besteigungsgeschichte, außergewöhnliche Rekorde und auch der Tod am Berg sind Themen des an Geschichten abwechslungsreichen Buches.

Im Vorwort beschreibt Kurt Diemberger seine Everest-Gipfeleindrücke: "Ich vergaß alles! Es war, als stünde ich plötzlich über einer ungeheuren Brandung, die von der fernen Shisha Pangma Gipfel an Gipfel über der braunen Hochebene von Westen heranrollte und weit, weit hinaus nach Osten ging, wo sie am Kangchenjunga den Horizont berührte". Diemberger, der "Kameramann der Achttausender", hat zwei Achttausender erstbestiegen (1957: Broad Peak, 8051m und 1960: Dhaulagiri, 8167m) und stand 1978 selbst am "Dach der Welt".

Hadbawnik, die als freiberufliche Marketingberaterin, Autorin und Lauftrainerin in Frankfurt/Main lebt, an zahlreichen Marathonläufen teilgenommen hat und auch zweimal den Ironman bewältigte, machte sich im Zuge einer Trekkingtour zu den hohen Bergen des Himalaya selbst ein Bild von der Magie des Berges. "Extreme Kälte, extreme Entbehrungen und eine extreme Höhe, die meinem Körper mehr zusetzte, als ich es mir je hätte vorstellen können, waren auf dieser Reise unsere ständigen Begleiter", schreibt sie über ihre Erfahrungen. Auf 4.743 m Höhe musste sie wegen Herzrasens, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit das anvisierte Ziel Everest-Basislager (5.300 m) der Vernunft opfern. "Erholsamer Luxusurlaub sieht anders aus" und doch fühlte sie sich nach der Rückkehr nach Deutschland "fehl am Platz", als sie an ihrem Schreibtisch sitzend "die Welt da draußen" via Computer verfolgte. (Thomas Hirner, derStandard.at, 22.5.2013)