Dmitry Aksenov, hier bei der Eröffnung des österreichischen Pavillons in Venedig, übernimmt ab sofort die Viennafair.

Foto: Herwig Höller

Wien/Moskau - Hinter den Kulissen war über eine Veränderung der Besitzerstruktur spekuliert worden - nun ist es fix: Der Moskauer Immobilienmagnat Dmitry Aksenov übernimmt die alleinige Kontrolle über die Viennafair. Der auf den Kunstmarkt spezialisierte Investor Sergey Skaterschikov, der die Messe seit Jänner 2012 dominiert hatte, spielt praktisch keine Rolle mehr. Die Geschäftsführung und die künstlerische Leitung der Messe, die am 10. Oktober 2013 zum nächsten Mal starten wird, soll gleich bleiben.

Aksenov,der seit 2012 an dieser Messe beteiligt ist, will die bisherige Ausrichtung beibehalten, aber Umjustierungen sind zu erwarten: Der Multimillionär ist an einer deutlicheren Sichtbarkeit der Viennafair in Russland interessiert. Er möchte noch stärker ein begütertes Klientel aus seinem Heimatland ansprechen.

Skaterschikov war zuletzt hingegen vor allem für eine Expansion Richtung Westen eingetreten. Das illustrieren auch Vorhaben in Deutschland, die letztlich nicht umgesetzt wurden: "Wir haben es nicht geschafft, uns intern über diese Pläne zu einigen", erklärt Skaterschikov. Von einem Konflikt wollen Aksenov und Skaterschikov nicht sprechen.

Formal wurde der Machtwechsel über die österreichische Firma Next Edition Partners Gmbh abgewickelt: Über zwei Offshore-Strukturen hatten die beiden Russen seit 2012 je die Hälfte dieser Gesellschaft in Wien besessen, die ihrerseits 70 Prozent an der Betriebsgesellschaft der Viennafair hält. Der Rest der Betriebsgesellschaft gehört einem Konsortium von kunstaffinen Wienern.

Trotz gleich großer Anteile hatte sich Aksenov zunächst im Hintergrund gehalten und seinem langjährigen Geschäftspartner Skaterschikov die Kontrolle überlassen. Das ist nun vorbei - Ende Mai trat Skaterschikov seine Anteile mehrheitlich an Aksenov ab und behält lediglich 10 Prozent an Next Edition Partners.

Aksenov beschäftigt sich selbst erst seit einigen Jahren mit Kunst. Der studierte Physiker, der in Moskaus Umgebung ganze Kleinstädte für jeweils mehr als 10.000 Bewohner errichtet und der in der Region als einer der größten Immobilienmagnaten gilt, war seinerzeit auf der Suche nach kreativen Ideen. Bei der Entwicklung von Immobilien reiche es nicht, bloß schöne Gebäude zu errichten. Man müsse vor Ort Kultur schaffen: "Deshalb begann ich mich auch mit Künstlern zu unterhalten", erzählt er. Mittlerweile sammelt der Mitvierziger insbesondere zeitgenössische Kunst aus Russland. Für die Wiener Wohnung seiner Gattin, die als Tochter eines sowjetischen Diplomaten in Österreich zur Welt kam, interessieren ihn aber auch Künstler wie Herbert Brandl oder Erwin Wurm. Der Russe nimmt jedenfalls seinen neuen Job derzeit sehr ernst: Er war auf Kunstevents in ganz Europa zu beobachten - letzte Woche auch auf der Biennale von Venedig.

Die Viennafair, so betont er, werde weiterhin österreichisch-zentraleuropäisch ausgerichtet sein. Gleichzeitig möchte er den russischen Markt stärker bedienen: "20 Prozent der Personen, die ich voriges Jahr eingeladen habe, sind gekommen. Heuer werden es deutlich mehr sein."Mit der Hoffnung, dass die Anzahl der Sammler in Russland in den nächsten Jahren massiv steigen werde, steht er vergleichsweise alleine da: In Moskau war zuletzt die Rede davon gewesen, dass der Markt für zeitgenössische Kunst kollabiert und Kunstsammler verschwinden.  (Herwig Höller, DER STANDARD, 5.6.2013)