Katar ist anders: In welcher anderen arabischen Monarchie würde sich der Herrscher zu Lebzeiten von seinem 33-jährigen Sohn ablösen lassen? Tamim bin Hamad Al Khalifa, der neue katarische Emir, ist der viertälteste Sohn des abgetretenen Hamad und der zweitälteste seiner Mutter Sheikha Moza, die die zweite von drei Frauen Hamads ist. Und so wie seine elegante und sozial und kulturell engagierte Mutter als First Lady Katars nach außen fungierte – sie war es etwa, die Hamad ins Weiße Haus begleitete -, so wurde Tamim schon früh in den innersten Machtzirkel rund um den Emir aufgenommen.

Bereits in den vergangenen Jahren übernahm Tamim nach und nach politische Verantwortung. Außerdem engagierte er sich unter anderem im Lieblingsprojekt seiner Mutter, der "Education City" – einem Campus in Doha, der aus Zweigen berühmter ausländischer Unis besteht. Die Liste seiner bisherigen offiziellen Posten und Ämter ist lang. Seit 2003 war er Kronprinz, bevor ihm sein Vater Hamad am Dienstag die Macht übertrug.

Liebe zu Manchester United

Damit wird Tamim auch vom Stellvertretenden Armeekommandanten zum Oberbefehlshaber aufrücken: Wie sein Vater hat er die britische Militärkaderschmiede Sandhurst besucht, nachdem er in der Eliteschule Sherborne seine Schulbildung erhalten hatte. Aus England hat Tamim seine Liebe zu Manchester United mitgebracht. Er gilt als sportlich und ist auch Chef des Olympischen Komitees.

Von Tamim wird gesagt, dass er ausgesprochen freundlich, humorvoll und pragmatisch sei. Manche Beobachter schätzen ihn jedoch als konservativer als seinen Vater ein. Diesem scheint er den Familienstil insofern nachzumachen, dass er bald nach der üblichen Ehe mit einer Cousine zweiten Grades eine zweite einging. Bisher haben ihm die beiden Ehefrauen sechs Kinder geboren, die letzten mehr oder weniger gleichzeitig. Bis zu den 24 Kindern, auf die es sein Vater mit drei Frauen gebracht hat, wird es aber noch etwas dauern.

Tamim bin Hamad Al Khalifa wird mit Abstand der jüngste Herrscher am Golf sein. Bei den jungen Kataris – die der abtretende Emir Hamad zu Fleiß und Anstand ermahnte – dürfte der Machtwechsel gut ankommen. Seine Mutter wird von Konservativen für ihre öffentlichen Auftritte, bei denen sie ihr Haar nicht hinter schwarzem Tuch, sondern in pfiffigen Turbanen versteckt, immer wieder gerügt: Man darf neugierig sein, welche Rolle ihr der neue Emir zudenkt. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 26.6.2013)