Der "Pale Blue Dot" auf der Weitwinkelaufnahme zeigt die Erde aus einer Entfernung von 1,44 Milliarden Kilometern.
Foto: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

Vor fünf Tagen hieß es "Bitte lächeln, Sie werden aus Richtung Saturn fotografiert!". Die US-Weltraumorganisation NASA ließ ihre Raumsonde "Cassini" am Donnerstag um 23.45 Uhr MESZ zwei Bilder schießen, auf denen gleichzeitig die Erde und der Saturn zu sehen sind (wir berichteten). Zu dieser Zeit stand der Ringplanet am österreichischen Nachthimmel knapp über dem westsüdwestlichen Horizont. Die Aufnahmen gelangen – und sogar der Mond durfte mit aufs Bild. Am Dienstag stellte das Jet Propulsion Laboratory, das für das "Cassini"-Programm verantwortlich ist, die seltenen Fotos auf seiner Website vor.

Die "Cassini"-Sonde ist mit zwei Kameras – einer Weitwinkel- und einer Telekamera – ausgestattet, die im sichtbaren Lichtspektrum arbeiten. Beide Instrumente verfügen über einen CCD-Bildsensor mit einer Auflösung von 1.024 x 1.024 Pixel. Für die beiden aktuellen Fotos wurde "Cassini" nicht extra auf die Erde ausgerichtet. Eines der Bilder ist Teil einer Serie von 33 Weitwinkel-Aufnahmen, mit denen das Ringsystem des Saturn erfasst werden soll. Das zweite entstand mit der Telekamera.

Die Tele-Aufnahme zeigt Erde und Mond (Bildmitte) – im Unterschied zum Weitwinkelbild – als voneinander getrennte Himmelskörper.
Foto: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

Gruppenfoto aus 80 Lichtminuten Entfernung

Auf dem Weitwinkelbild ist die Erde als bläulicher heller Punkt (Pfeil) zu erkennen. Als schwach scheinende Ausbuchtung auf der rechten Seite der Erde tritt auch der Mond in Erscheinung. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich unser Planet 1,44 Milliarden Kilometer von "Cassini" entfernt. Die Sonde ist von der Saturnoberfläche etwa 1,2 Millionen Kilometer weit weg und erfasst die von der Sonne angestrahlten Ringe aus einem Winkel von 20 Grad. Die Teleaufnahme (unteres Bild) mit dem Vergrößerungsfaktor fünf zeigt das Erde-Mond-System als zwei klar voneinander getrennte Himmelskörper.

Ein ähnliches Bild – allerdings aus "nur" 98 Millionen Kilometern Entfernung – hat am Freitag übrigens auch die Merkur-Sonde "Messenger" der NASA geschossen. Erde und Mond sollten auf der Schwarz-Weiß-Aufnahme weniger als einen Pixel groß sein, durch Überbelichtung erscheinen sie aber größer. Derselbe Effekt tritt auch bei den aktuellen "Cassini"-Bildern auf.

Es ist das zweite Mal, dass "Cassini" Erde und Saturn auf einem Bild vereint, und erst das dritte Mal, dass die Erde überhaupt vom äußeren Sonnensystem aus fotografiert wurde. Der erste "Pale Blue Dot" gelang 1990 mit Hilfe der NASA-Sonde "Voyager 1". 16 Jahre später bannte "Cassini" die Erde und den Saturn auf eine gemeinsame Aufnahme. Was die aktuellen Bilder von den vorangegangenen beiden unterscheidet: Es war das erste Mal, dass den Erdbewohnern ein Gruppenfoto aus einer Entfernung von 80 Lichtminuten zuvor angekündigt wurde. (tberg, derStandard.at, 23.7.2013)