RONDO-Autorin und Modebloggerin Anne Feldkamp schreibt über Modephänomene, die uns im Alltag begegnen.

Foto: Christoph Pirnbacher

Wir dachten es uns schon: Sasha Obama, die jüngste Tochter des amerikanischen Präsidenten, ist ein ganz normaler Teenager. Wieso das? Sie wurde an einem brütend heißen Sommertag in New York in einer knapp abgesäbelten Jeans-Shorts erwischt. In Amerika folgte ein spitzer Aufschrei. Viel zu kurz, das Stück Stoff, die Präsidententochter ist doch erst 12 – ein Kind quasi! Die Hysterie, sie überrascht. Ob auf dem Festivalgelände oder in der U-Bahn, die knappen Höschen schießen bei 30 Grad plus wie Schwammerln aus dem Boden. Gleichzeitig waren sie schon immer ein Garant für Schlagzeilen. 1932 provozierte die amerikanische Tennisspielerin Alice Marble, indem sie dem Ball in kurzen Shorts hinterher hechtete. Damals eine bodenlose Frechheit: Eine Frau in einer Hose! Die noch dazu in aller Öffentlichkeit die Oberschenkel freilegt!

Einige Jahrzehnte später erinnerte sich auch Oliviero Toscani an die Sprengkraft nackten Beins. Der Macho-Werber, der später mit seinen Benetton-Kampagnen provozierte, brachte seine Karriere vor vierzig Jahren mit einer einzigen Jeans-Shorts ins Rollen. Seine Posterkampagne, die heute wahrscheinlich angesichts ihres platten Sexismus platt gemacht würde, zeigte 1973 ein minimales Stück Denim der Marke "Jesus Jeans", die das Hinterteil der damaligen Freundin Toscanis ausfüllte. Darüber der Slogan "Wer mich liebt, folge mir". Das katholische Italien tobte. Dabei war das heiße Höschen, Anfang der Siebziger eigentlich nichts Neues mehr. Es lechzten ja nicht erst all die Veruschkas nach langen Beinen und eng anliegenden Hot Pants. Marilyn Monroe zeigte schon Ende der Vierziger Jahre in ziemlich knappen Shorts ziemlich viel Haut.

Und selbst die rehäugige Audrey Hepburn, des Verdachts über zu wenig Stoff am Körper stets erhaben, machte es ihr wenige Jahre später nach. Dass die kurze Hose ziemlich gut aussehen kann, wäre damit wohl bewiesen. Dass das minimale Stückchen Stoff rund um den weiblichen Hintern nicht nur Macho-Werbemännern aus Italien den Verstand raubt, allerdings auch. Da wäre zum Beispiel Fifa-Präsident Sepp Blatter. Der äußerte vor einigen Jahren den Einfall, Frauenfußball werde attraktiver, wenn die Fußballerinnen Hot-Pants trügen. Für solche Ideen kann es eigentlich nur einen Grund geben: Der alte Mann hat wohl zu viel Beach-Volleyball geschaut. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 6.8.2013)

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Foto: Tiedeken/Georg Roske
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