Highlights aus der Sammlung Julius Eberhardt: Bronzen (Sotheby's New York, 17. 9.) ...

Foto: Sotheby's

... und ein Goldbeschlag aus 18 Drachen (Nagel Auktionen Stuttgart, 2. 11.).

Foto: Nagel Auktionen

Sofiensäle: Die jüngere Chronik dieses ursprünglich 1838 erbauten und in den Jahren darauf erweiterten Baujuwels ist ein Kapitel für sich. Aktuell mag das nunmehr eher an eine Wohnburg erinnernde Areal ganz offiziell in neuem Glanz erstrahlen. So ganz wird der jahrelange Disput um die Nachnutzung des im August 2001 durch einen Brand weitgehend zerstörten historischen Baus wohl trotzdem nicht in Vergessenheit geraten. Denn nach der Feuersbrunst hatte der damalige Eigentümer Julius Eberhardt ("Sofiensäle AG") prompt die Aufhebung des seit 1986 bestehenden Denkmalschutzbescheides gefordert, scheiterte jedoch über alle Instanzen. 2006 verscherbelte der Bauindustrielle und Immobilienentwickler die Brandruine und mit ihr 24.000 Quadratmeter Nutzfläche in bester Wiener Innenstadtlage an die Arwag. Die Höhe des Kaufpreises wurde nie bekannt.

Dieser Tage taucht der Name Julius Eberhardt in einem anderen Zusammenhang auf, der wiederum in Verbindung mit der privaten Passion des im März des Vorjahres Verstorbenen steht. Konkret gelangen seine über Jahrzehnte angehäuften Kunstwerke chinesischer Provenienz in zwei Etappen auf den Markt.

Zeitlebens sollte Eberhardt nur bedingt Einblick in diese Sammelleidenschaft gewähren. 1996-98 ließ er eine knapp 100 Quadratmeter große Wohnung in der Wiener Innenstadt unter der Regie von Luigi Blau zu einem Privatmuseum für chinesische Kunst umbauen. Und Eberhardt ließ sich das einiges kosten, bestätigt Blau und verweist im Gespräch auf die luxuriöse Ausstattung, etwa den Boden aus schwarzem Hügelstein und die mit Thaiseide tapezierten Wände, dazu die von ihm entworfenen Vitrinen aus brüniertem Nirosta. Reguläre Öffnungszeiten gab es in der Börsegasse keine, eine Besichtigung war lediglich "by appointment" möglich, und auch das dem Vernehmen nach nicht für jeden.

Zwischen 2004 und 2008 erhaschte man über die Webplattform Privateartcollection.net einen Blick in den Fundus, weiters war 1999 ein erster wissenschaftlich bearbeiteter Katalog (Deutsch/ Englisch) erschienen.

Letzte Ankäufe 2010

Eberhardt vermachte die Sammlung einer Stiftung, die sich nun zum Verkauf über zwei Auktionshäuser entschloss. In einem ersten Schritt sollen bei Sotheby's in New York (17. 9.) nun zehn Bronzen (Neolithikum bis Tang-Dynastie (618-907)) den Besitzer wechseln, die zumindest fünf Millionen Dollar bzw. umgerechnet zwischen 2,7 und vier Millionen Euro einspielen sollen. Beim teuersten Objekt handelt es sich um ein rituelles Gefäß aus dem 11./10. Jahrhundert vor Christus (zwei bis drei Mio. Dollar), das Eberhardt, wie fünf andere Objekte, über den New Yorker Händler James Lally aus der Sammlung eines griechischen Diplomaten erworben hatte. Zu einem der vermutlich letzten Ankäufe gehört ein 2010 bei Christie's für 116.500 Dollar ersteigertes Zierelement (aktuelle Taxe 80.000-100.000 Dollar), das ursprünglich einmal in der Sammlung des Brüsseler Bankiers Adolphe Stoclet beheimatet war.

Die an Umfang (rd. 240 Positionen) und Schätzwert (fünf bis sieben Mio. Euro) größere zweite Tranche gelangt Anfang November (2. 11.) bei Nagel in Stuttgart zur Versteigerung. Zu den Highlights gehört dort ein Goldbeschlag in Gestalt von 18 Drachen (Zhou-Dynastie, 6./5. Jh. v. Chr., 200.000 bis 300.000 Euro). Wie knapp 60 Prozent der Nagel-Objekte war auch dieses von Eberhardts langjährigen Weggefährten Lothar und Christina Wesemann in die imposante Privatsammlung vermittelt worden, die nun international filetiert wird.    (Olga Kronsteiner, DER STANDARD, Album, 7./8.9.2013)