Lange war man sich nicht sicher, jetzt scheint es fix: Elvis has left the building - die Raumsonde Voyager 1, 1977 auf der Erde gestartet, hat das Sonnensystem verlassen.

Foto: Nasa

Washington - Noch drinnen oder schon draußen? Und was ist das für eine eigenartige Region an der Grenze unseres Sonnensystems, die die Raumsonde Voyager 1 durchfliegt und aus der sie so widersprüchliche Daten liefert, dass Nasa und weltweite Astrophysiker-Community sie ein Jahr lang nicht genau zuordnen können? Immerhin, nun glaubt die US-Raumfahrtbehörde Nasa auch daran: "Jetzt, da wir neue, entscheidende Daten haben, glauben wir, dass dies der historische Schritt der Menschheit in den interstellaren Raum ist", sagt Nasa-Projektwissenschafter Edward Stone. Kein anderes menschengemachtes Objekt erreichte jemals diese Grenze.

Die sogenannte Heliopause, die die Sonde passiert hat, ist definiert als der Ort, an dem der konstante Teilchenstrom von der Sonne durch die von außen einströmenden interstellaren Teilchen gestoppt wird. Dahinter beginnt das interstellare Medium. Der Einfluss der Schwerkraft der Sonne reicht allerdings noch weiter.

Am 25. August des vergangenen Jahres war die Zahl der Sonnenteilchen in "Voyagers" Messgeräten plötzlich um mehr als den Faktor 1000 gesunken. Gleichzeitig nahm die Zahl interstellarer Teilchen um knapp zehn Prozent zu.

Unbekannte Übergangsregion

Schon damals hatten Forscher vermutet, dass Voyager 1 die Grenze passiert hat. Die American Geophysical Union sorgte für Aufregung, als sie verkündete, dass der Vorstoß vollzogen sei. Die Nasa dementierte damals umgehend. Im Juni 2013 veröffentlichte das Fachblatt Science gleich drei Studien, die sich mit Voyager 1 beschäftigen. Sie kamen zum Schluss, dass diese sich in einer unbekannten Übergangsregion befinde, die vom Anstieg kosmischer Strahlung geprägt ist. Die Ausrichtung der magnetischen Feldlinien, die von der Sonne ausgehen, sei darin aber unverändert.

Neu ausgewertete Messdaten, die nun in "Science" veröffentlicht wurden, erlaubten die Bestimmung der Teilchendichte, eines entscheidenden Kriteriums. Sie entspricht den Erwartungen für das interstellare Medium. "Wir haben eindeutig die Heliopause passiert, die lang vermutete Grenze zwischen dem solaren und dem interstellaren Plasma", berichtet Studienautor Donald Gurnett von der Universität von Iowa. "Wahrscheinlich im August 2012." (pum, DER STANDARD, 13.9.2013)