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Die drei Chemie-Nobelpreisträger 2013 von links nach rechts: Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel.

Fotos: APA/EPA/CJ GUNTHER, APA/EPA/STEVE FISCH / STANFORD UNIVERSITY, APA/EPA/UNIVERSITY OF SOUTHERN CALIFORNIA

Stockholm/Wien - An den Rankings der besten Universitäten wird sich sobald nichts ändern: Am Mittwoch gingen gleich drei Nobelpreise wieder einmal an Forscher, die an Eliteuniversitäten in den USA tätig sind. Die Forscher Martin Karplus (Harvard), Michael Levitt (Stanford) und Arieh Warshel (University of Southern California) erhalten den Chemie-Nobelpreis 2013 vor allem dafür, "das Chemieexperiment in den Cyberspace gebracht zu haben", formulierte Staffan Normark, Sekretär der Königlich-Schwedischen Akademie in Stockholm.

Simulation chemischer Prozesse

Chemische Reaktionen passieren extrem schnell. Elektronen springen in Zehnteln einer Millisekunde von einem Atomkern zum anderen. Für die klassische Chemie war es nahezu unmöglich, alle Schritte von chemischen Prozessen zu beobachten und zu dokumentieren. Karplus, Levitt und Warshel verknüpften die klassischen Methoden mit quantenphysikalischen Theorien und schufen bereits in den 1970er Jahren die Grundlagen für komplexe Computermodelle, die chemische Prozesse wie etwa die Photosynthese realitätsnah simulieren können. Derartige Computersimulationen wurden für die wissenschaftliche Forschung in der modernen Chemie unverzichtbar.

"Es ist beinahe unmöglich, jeden Schritt in chemischen Prozessen experimentell zu verfolgen. Die Methoden, für die nun die Forscher mit dem Nobelpreis in Chemie bedacht werden, haben es ermöglicht, diese Prozesse am Computer zu enthüllen", heißt es in der Begründung der Akademie. "Die Simulationen sind so realistisch, dass sie die Ergebnisse traditioneller Experimente vorhersagen."

Die Preisträger

Der theoretische Chemiker Martin Karplus, 1930 in Wien geboren, flüchtete wenige Tage nach dem "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland 1938 mit seiner Familie in die USA. Nach seinem Studium am Harvard College, dem California Institute of Technology (Caltech) und der Oxford University erhielt er 1966 eine Professur für Chemie an der Harvard University. Zudem wurde er später an die Université de Strasbourg berufen.

Der Chemiker ist nach eigenen Angaben US-amerikanischer und österreichischer Doppelstaatsbürger - von seiner österreichischen Staatsbürgerschaft habe er erst vor wenigen Jahren erfahren. In seiner Autobiographie 2006 schreibt Karplus, er besuche Wien selten und habe sehr gemischte Gefühle gegenüber Österreich. Antisemitismus scheine in seinem Geburtsland weiterhin sehr verbreitet zu sein.

Michael Levitt, 1947 im südafrikanische Pretoria geboren, studierte am King's College London und dem Gonville and Caius College, Cambridge und ist seit 1987 Professor für Strukturbiologie an der Stanford University, California.

Arieh Warshel wurde 1940 im israelischen Kibbutz Sde Nahum geboren. Nach seinem Studium am Technion in Haifa und dem Weizmann Institute of Science in Rechovot arbeitete er an der Harvard University im Bereich Molekularbiologie. Er ist Professor für Chemie und Biochemie an der University of Southern California.


Video: Verkündung des Chemie-Nobelpreises 2013

Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die US-Wissenschafter Robert Lefkowitz und Brian Kobilka für die Erforschung wichtiger Kommunikationskanäle von Körperzellen. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. (APA/red/tasch, derStandard.at, 9.10.2013)