Jetzt ist es offiziell: Das neue Nexus 5 von Google.

Foto: Google

Erhältlich ist es in zwei Farbausführungen: Mit vollständig schwarzem Gehäuse oder mit weißem Rückteil, gern Panda-Version genannt.

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In der Frontalansicht ist auch deutlich der neue Launcher von Android 4.4 zu sehen.

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Die Rückseite des Nexus 5 mit der deutlich sichtbaren Kameraaussparung.

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Am Lock Screen von Android 4.4 nimmt die Cover Art gerade laufender Musik nun den gesamten Bildschirm ein.

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Die Google-Sprachsuche kann nun vom Homescreen aus auch ganz ohne Knopfdruck aufgerufen werden.

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Apps wird ein neues Framework geboten, um direkt auf Cloud-Services als Speicher zurückgreifen zu können.

 

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Beinahe zwei Monate ist es bereits her, da hat Google offiziell den Codenamen für die kommende Version seines mobilen Betriebssystems bekanntgegeben. In einem begleitenden Video war dann erstmals auch ein neues Nexus-Smartphone zu sehen - bevor der Clip rasch wieder von Youtube verschwand. Was folgte waren Wochen der Spekulationen, gekonnter Marketingschnippsel und nach und nach immer konkreter werdender Informationen. Nun setzt Google dem allem ein Ende, und macht es offiziell: Vor kurzem wurden sowohl das Nexus 5 als auch Android 4.4 "KitKat" vorgestellt.

Nexus 5

Die Spezifikationen des einmal mehr von LG gebauten Nexus 5 waren zuvor bereits praktisch vollständig nach außen durchgedrungen, und bieten also keine sonderlichen Überraschungen mehr. Es gibt einen 4,95-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel, woraus sich eine Pixeldichte von 445 PPI ergibt. Um diesen vor Beschädigung zu schützen, kommt Gorilla Glass 3 zum Einsatz.

Kernausstattung

Im Inneren arbeitet ein mit vier Kernen ausgestatteter und mit maximal 2,3 GHz getakteter Snapdragon 800-Prozessor, der eine Adreno 330 GPU zur Seite hat. Der Hauptspeicher liegt bei 2 GB, die Abmessungen sind mit 69,17 x 137,84 x 8,59 mm angegeben. Damit ist das Nexus 5 trotz des größeren Bildschirms nur marginal breiter als sein Vorgänger, zudem dünner. Mit einem Gewicht von 130 Gramm ist es auch etwas leichter.

Kamera

Die Kamera nimmt Bilder mit maximal 8 Megapixel auf, und kann mit optischer Bildstabilisierung (OIS) aufwarten, was vor allem gegen das Verwackeln von Bildern hilfreich sein soll. Google betont dabei besonders die "fortgeschrittene" Linse, die laut dem Hersteller mehr Licht als andere Smartphone-Kameras einfangen kann, und so nicht zuletzt bessere Ergebnisse in der Nacht sowie bei Action-Aufnahmen liefern soll. Unterstützt wird diese von einer aktualisierten Kamera-App, die mit einem neuen HDR+-Modus aufwarten kann, der eine schnelle Folge von Fotos aufnehmen kann, und dann daraus den optimalen Schnappschuss erstellt.

Natürlich gibt es auch wieder eine zweite Kamera an der Vorderseite, die mit 1,3 Megapixel angegeben ist. Der Akku bietet 2.300 mAh, und damit etwas mehr als beim Nexus 4, allerdings auch weniger als etwa das LG G2 zu bieten hat, auf dem das Nexus 5 teilweise basiert. Die daraus resultierende Zeit bei aktiver Internetnutzung gibt man mit 8,5 Stunden im WLAN und 7 Stunden bei LTE an, die maximale Sprachzeit mit 17 Stunden. Einfach wechseln lässt sich der Akku nicht, dafür gibt es die Möglichkeit des drahtlosen Aufladens als Bonus.

LTE

Das Nexus 5 unterstützt wie bereits angerissen LTE. Es sei ausdrücklich davor gewarnt, dass es dabei zwei unterschiedliche Varianten gibt, eine für Nordamerika (LG-D820), eine für den Rest der Welt (LG-D821). Wer sich also ein Gerät in den USA besorgt, wird in Folge LTE in Österreich nicht nützen können. In Deutschland oder Großbritannien erworbene Geräte unterstützen hingegen die richtigen Bänder. Es gibt Dual-Band-WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, sowie Bluetooth 4.0 LE und NFC. Als Verbindung nach außen dient wie gehabt ein Micro-USB-Anschluss samt Slimport-Unterstützung für die Bildausgabe per HDMI. Neben dem USB-Anschluss ist links der Lautsprecher, rechts das Mikrofon angebracht.

Preisgestaltung

Das Nexus 5 kann umgehend in allen Ländern, in denen Geräte über den Play Store verkauft werden, erworben werden. Dazu zählen unter anderem Deutschland, die USA und Großbritannien, Österreich hingegen nicht. Wie schon beim Vorgänger setzt Google wieder auf einen sehr aggressiven Einstiegspreis: Um 349 Euro wird die Ausführung mit 16 GB lokalem Speicher im deutschen Play Store gelistet. Für 32 GB muss man hingegen 399 Euro zahlen.

Österreich?

Darüber hinaus haben bereits diverse Onlinehändler das Nexus 5 in ihr Angebot aufgenommen, hier gilt es noch einen Überblick zu gewinnen, welche Länder bedient werden. Wann - und zu welchem Preis - es dann schlussendlich direkt in Österreich erhältlich sein wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Hardwarehersteller LG spricht in einer eigenen Aussendung von einer "Offline-Verfügbarkeit" in Europa und anderen Regionen Mitte November.

Android 4.4

Als Software kommt beim Nexus 5 das Eingangs bereits erwähnte Android 4.4 zum Einsatz. Und das hat für sich selbst eine ganze Reihe durchaus signifikanter Neuerungen zu bieten. Kommen wir zuerst zu den sichtbaren Änderungen: Es gibt einen neuen Launcher, womit der Homescreen von Google die erste signifikante Änderung seit rund zwei Jahren erhält.

Homescreen

Zu dessen optischen Anpassungen gehört, dass der Bildschirmhintergrund auch hinter der Statuszeile und der Navigation verläuft. Über ein neues API können übrigens auch Dritt-Apps diese Art der transparenten Darstellung nutzen. Außerdem wurde der App-Launcher deutlich simpler gestaltet, viele bisherige UI-Elemente sind verschwunden, der zusätzliche Platz wird für größere Icons genutzt. Die Widget-Auswahl wird nun wieder über einen Langdruck auf den Bildschirmhintergrund aufgerufen - wie es schon vor Android 4.0 der Fall war. Der Lock-Screen wurde ebenfalls überarbeitet, so wird nun bei der Musikwiedergabe Cover Art in voller Größe im Hintergrund präsentiert.

Home

Ein interessantes Detail zum neuen Google-Launcher: Es gibt in den Einstellungen nun einen eigenen Punkt, der den Wechsel zwischen mehreren installierten Launchern erleichtert. Dies ist zweifelsfrei nützlich für NutzerInnen, die gerne in diesem Bereich experimentieren. Viel spannender ist aber die Frage, ob dies ein Vorbote einer fixen Auslieferung des neuen Google-Launchers auf allen Geräten mit Android 4.4 ist. Immerhin könnte Google die Dritthersteller zu einem solchen Schritt zwingen. Schon jetzt müssen diese eine Fülle von Google-Apps mitliefern, wenn sie den Zugriff zum Play Store haben wollen.

Now

Die Rolle von Google Now wurde weiter ausgebaut, und steht nun immer als eine Art zusätzlicher Homescreen zur Verfügung. Der Service soll übrigens in den kommenden Wochen ein größeres Update verpasst bekommen, mit dem mehr kontextrelevante Informationen hinzukommen sollen.

Sprachsuche

Vom Moto X übernommen ist die - optionale - Möglichkeit eine Sprachsuche mit der Phrase "Ok Google" zu initiieren, also ganz ohne das Display berühren zu müssen. Auch diverse Aktivitäten lassen sich auf diesem Weg initiieren, also eine Nachricht ansagen und diktieren oder Musik starten. Allerdings geht man nicht ganz so weit wie Motorola, funktioniert all dies doch nur bei aktivem Homescreen. Zudem ist die betreffende Funktion auf Geräte mit den nötigen Hardwareoptimierungen beschränkt. Das Nexus 5 mit seinem Snapdragon-800-Prozessor zählt jedenfalls zu dieser Riege.

"Immersive"

Besonders betont Google den neuen "Immersive Mode", in dem sämtliche Interface-Elemente ausgeblendet werden, um den eigentlichen Inhalt ganz in den Vordergrund zu stellen. Also eine neue Art der Vollbilddarstellung, die sich aber in einem entscheidenden Punkt vom bis jetzt schon verfügbaren "Lean Back" unterscheidet. Lässt sich dabei doch weiterhin ganz normal mit dem Bildschirminhalt interagieren. Die Interface-Element werden erst durch einen Swipe vom oberen oder unteren Bildschirmrand wieder eingeblendet, bei "Lean Back" reicht ein Klick auf den Bildschirminhalt. Diese Art der Darstellung ist insofern für Apps interessant, die den vollen Platz ausnutzen aber trotzdem normal steuerbar sein wollen. Google denkt hier etwa an Spiele oder auch Lese-Apps, wohin gegen "Lean Back" weiter für Videoanwendungen empfohlen wird.

Software

Neben dem neuen Launcher gibt es noch weitere Änderungen an der Softwareausstattung. So ersetzt das vor einigen Tagen bereits erstmals gezeigte "Photos" die bisherige Galerie. Auch übernehmen die Hangouts nun vollständig die SMS-Aufgaben, zumindest am Nexus 5 ist denn auch das alte SMS/MMS-Programm gar nicht mehr installiert.

Proprietär

Damit setzt Google den aktuellen Trend, offene Android-Bestandteile durch proprietäre Google-Apps zu ersetzen, weiter fort. Für die NutzerInnen ergibt sich daraus zumindest der Vorteil, dass all diese neuen Apps laufend über den Play Store aktualisiert werden. In Zukunft könnte dazu auch der Launcher gehören, womit die Bedeutung der auf einem Gerät installierten Androidversion weiter reduziert wird. Stichwort: "Fragmentierung".

Dialer

Der Dialer von Android wurde ebenfalls stark umgearbeitet, und dies bezieht sich nicht nur auf das angepasste Design. Kann doch nun von hier aus direkt nach Nummern gesucht werden, und das inkludiert Orte in der Umgebung sowie Kontakte auf Google-Apps-Accounts. Außerdem werden die meist genutzten Kontakte ab sofort automatisch priorisiert. Die Tastatur von Android übernimmt die zahlreichen Emojis aus der Hangouts-App, diese stehen nun also allen Apps zur Verfügung.

Drucken

Ebenfalls bereits vorab durchgesickert war die neue Druckerunterstützung von Android 4.4. Diese funktioniert nicht nur mit Googles Cloud Print sondern auch mit den Lösungen anderer Hersteller, konkret nennt das Unternehmen HP ePrint. Ein Neuzugang in der fixen Softwareausstattung ist Quickoffice, Googles vor einigen Wochen kostenlos freigegebene Office-Lösung für Android. Die zuletzt bereits reichlich angegraute E-Mail-App wurde überarbeitet, und bietet nun unter anderem eine neue Navigation und Kontaktbilder. Die Downloads-App wurde ebenfalls grafisch umgestaltet.

Ressourcen

Das wirkliche Highlight von Android 4.4 befindet sich aber unter der Oberfläche: Hat Google doch die letzten Monate damit verbracht, den Speicherverbrauch seines mobilen Betriebssystems deutlich zu reduzieren. "Project Svelte" nennt das Unternehmen dieses Unterfangen. Dies mit dem Ziel besser für schwächere Smartphones aber wohl auch  - selbst wenn man das nicht offen ausspricht - für die aufstrebende Sparte der "Wearables" gerüstet zu sein.

Umbau

Zu diesem Zweck habe man nicht länger nötige Hintergrundprozesse entfernt, und den Speicherhunger zahlreicher stetig laufender Anwendungen reduziert. Darüber hinaus wurden auch viele der Google Apps optimiert, konkret nennt das Unternehmen Youtube und Chrome. Für EntwicklerInnen hat Google einige neue Tools im Angebot, um den RAM-Verbrauch der eigenen Apps zu minimieren. In Summe könne Android 4.4 nun "gemütlich" auf einem Smartphone mit 512 MB RAM laufen, resümiert Google.

Hardware

Mit Android 4.4 werden jetzt offiziell Infrarot-"Blaster", wie sie bereits bei einigen aktuellen Smartphones zum Einsatz kommen, unterstützt. Dieser Schritt stellt insofern vor allem eine Vereinheitlichung dar. Durch Low-Power-Audio soll die Wiedergabe von Musik wesentlich stromsparender vonstatten gehen. Im Zusammenhang mit dem Nexus 5 spricht Google von stolzen 60 Stunden.

Schrittweise

Für ortsabhängige Services lässt sich nun zwischen verschiedenen Modi wählen - je nachdem, ob man eher auf maximale Präzision oder möglichst lange Akkulaufzeit Wert legt. Ebenfalls neu: Android bietet Unterstützung für eigene Hardwaresensoren, um Schritte zu erkennen und zu zählen. Gerade Fitness-Apps sollen damit wesentlich stromsparender an solche Aufgaben herangehen. Runtastic Pedometer und Moves werden denn auch gleich als erste Apps genannt, die dies unterstützen, die richtige Hardware natürlich vorausgesetzt. Das Nexus 5 zählt einmal mehr zu dieser Riege. Der Support von Bluetooth MAP ist vor allem für die Kommunikation mit Fahrzeugcomputern relevant.

Wallet

Mit Google Wallet hat der Softwarehersteller bereits vor geraumer Zeit einen Versuch gestartet, das Handy zur mobilen Geldbörse zu machen. Damit hat man sich allerdings jede Menge Ärger mit den diversen Providern eingehandelt, die sich vor allem an der Verknüpfung mit einer Hardwarekomponente stießen, und so Geräte mit Google Wallet zum Teil ablehnten. Mit Android 4.4 verschwindet die Notwendigkeit für diesen Hardwarebestandteil, wodurch die Software künftig überall verfügbar sein soll - oder zumindest auf allen Geräten mit NFC. Ob dies auch für Regionen außerhalb der USA gilt, ist natürlich eine andere Frage.

Entwicklung

Vor allem für EntwicklerInnen interessant: Chromium bildet nun endlich die Basis von WebView, welches Apps unter Android für die Einbindung von Webinhalten nutzen. Damit verabschiedet man sich von der alten, Webkit-basierten Lösung, und liefert besser Performance und aktuelleren Support von Webstandards. Das neue "Transition"-Framework soll bei der Erzeugung von performanten Übergangsanimationen helfen, das "Storage Access"-Framework wiederum ermöglicht es direkt aus Apps heraus auf beliebige Cloud-Services zuzugreifen.

Screencast

Mit "KitKat" gibt es jetzt die Möglichkeit Screencasts zu erzeugen. Diese Funktion ist aber primär für EntwicklerInnen gedacht, steht also nur über externe Tools wie adb zur Verfügung. Apropos: Das Software Development Kit für Android 4.4 ist umgehend verfügbar, der Source Code wird ebenfalls bereits in die entsprechenden Repositorys eingespielt.

Verfügbarkeit

Android 4.4 soll natürlich nicht auf das Nexus 5 beschränkt bleiben. Google gibt sich in der Frage aber vage, spricht nur davon, dass "KitKat" "bald" für Nexus 4, 7, 10 und in den "kommenden Wochen" für die Google Play Editions von HTC One und Galaxy S4 verfügbar sein soll. Das Galaxy Nexus wird hingegen nicht mehr unterstützt, wie auch in einer Notiz bestätigt wird. Damit läuft dessen Support - wie auch schon beim Nexus S - bereits nach zwei Jahren aus. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 31.10.13)

Update, 21:45

Und manchmal geht es dann doch ganz schnell: Der österreichische Händler DiTech hat das Nexus 5 mittlerweile mit umgehender Verfügbarkeit als lagernd gelistet. Der Preis liegt 50 Euro über jenem des Play Stores, und zwar bei 399 Euro für die 16-GB-Version. Die 32-GB-Ausgabe ist hier nicht verfügbar.