"The Montana Dueling Dinosaurs": Ein Nanotyrannus lancensis und ein möglicherweise noch unbekannter Chasmosaurus im Clinch. Eine mögliche Versteigerung des außergewöhnliches Fundes erregt die Gemüter.

Foto: Bonhams

New York - Ein leitender Mitarbeiter des New Yorker Auktionshauses Bonhams hatte sich das Highlight seiner Karriere erhofft, Paläontologen hingegen bereitete die Vorstellung Albträume, dass dieses spektakuläre Fossil nicht in einem öffentlich zugänglichen Museum landen könnte. Letztere müssen weiterzittern, mit dem Highlight wurde es aber zumindest im ersten Durchgang nichts: Die "duellierenden Dinosaurier" haben keinen Käufer gefunden.

Es habe zwar sehr viel Interesse gegeben, aber niemand habe das Mindestgebot eingereicht, sagte eine Sprecherin von Bonhams. Trotzdem und ungeachtet der Proteste von Wissenschaftern wolle man weiter nach einem Käufer suchen. Ursprünglich hatte das Auktionshaus umgerechnet etwa 6,7 Millionen Euro für die Fossilien erwartet.

Ungewöhnliches Fossil

Bei den "duellierenden Dinosauriern" handelt es sich um zwei ineinander verhakte Skelette: Einen fleischfressenden Nanotyrannus lancensis und um einen noch nicht näher bestimmten Chasmosaurus, einen Pflanzenfresser aus der Gruppe der Ceratopsidae. Dessen Knochen könnten dem Auktionshaus zufolge zu einer bisher unentdeckten Art gehören. Bei der Art Nanotyrannus lancensis hingegen könnte es sich - so glauben inzwischen zahlreiche Paläontologen - nur um Jungtiere von Tyrannosaurus rex handeln. Die 68 Millionen Jahre alten Fossilien wurden 2006 auf einem Privatgrundstück im US-Staat Montana ausgegraben und gelten als Sensationsfund.

Für Dinosaurier-Forscher ist die Auktion ein Skandal. Sie befürchten, die kostbaren Fossilien könnten in private Hände fallen - und so möglicherweise niemals für wissenschaftliche Untersuchungen zugänglich sein. Die Dino-Überreste waren zuvor zwar auch Museen zum Kauf angeboten worden. Doch der hohe Preis machte es den Kulturstätten unmöglich, zuzuschlagen.

"Albtraum" für Forscher

Wirbeltierpaläontologe Thomas Carr vom Carthage College in Wisconsin nennt die Auktion einen "Albtraum". Solange die Fossilien nicht in ein Museum oder Forschungsinstitut kämen, würde kein Wissenschafter Daten erheben. "Wenn jemand die Fossilien vor meinem Büro ablegen würde, würde ich ihm sagen, er solle sie wieder mitnehmen", sagt Carr. "Bis sie nicht an einem geeigneten Ort sind, würde ich sie nicht anrühren. So einfach ist das."

Bei einem Privatbesitzer sei nicht sichergestellt, dass die Fossilien immer wieder untersucht werden könnten, erklärt Carr. Doch genau das sei nötig, um die Richtigkeit der Daten zu prüfen. Seiner Ansicht nach ist nicht erwiesen, ob die Dinosaurier tatsächlich im Kampf gestorben sind - und auch nicht, ob der Chasmosaurus einer bisher unbekannten Art angehört. Damit seien zwei Verkaufsargumente des Auktionshauses nicht belegt.

Gemeingut statt Privatbesitz

Der Forscher fordert, die kostbaren Stücke als Gemeingut zu behandeln - ganz gleich, wo sie gefunden wurden. Schließlich diene dies dem wissenschaftlichen Fortschritt. "Jedes neue Exemplar ist der Test einer vorangegangenen Hypothese", sagt Carr. Dass hier wissenschaftliche Erkenntnisse dem freien Markt geopfert würden, sei für die Wissenschaft schmerzhaft. (APA/red, derStandard.at, 20.11.2013)