Bauliche Höhenflüge in Wien: der neue DC Tower.

Foto: Wojciech Czaja

Wien - Die erste Schönheits-OP im neuen Institut für Plastische Chirurgie (IPC) im 52. Stock des Vienna DC Towers ist für Jänner 2014 angesetzt. Wo nach Auskunft von Chefarzt Artur Worseg eines Tages "nicht die Wienerinnen, denn die haben Höhenangst, sondern Patienten aus aller Welt" unter dem Skalpell liegen werden, nahm vorerst einmal der bereits recht adrette Dominique Perrault Platz. Der Pariser Architekt ist der Planer des 250 Meter hohen Glasriesen und war vergangenen Freitag in Wien, um mit einer Gruppe von Journalisten eine Stunde lang mit dem Lift auf und ab zu fahren und anschließend einen Vortrag an der Wiener TU zu halten.

"Geometrischer Wasserfall"

"Das Wichtigste an diesem Gebäude ist, dass es sich dabei nicht um ein Hochhaus plus Fassade handelt, sondern um einen gläsernen Monolithen, der wie ein geometrischer Wasserfall neben der Neuen Donau steht", erklärte Perrault im Interview. Und diese Wassermetapher sei überaus wichtig, denn: "Die Donau-City könnte so ein wunderbarer Stadtteil sein, mit der Donau nebenan und den vielen Radwegen und Vergnügungscafés rundherum. Doch stattdessen hat man die Büropromenade vom Wasser richtig abgeschnitten. Irgendwie ist die Donau-City zu trocken."

Überhaupt sei die jetzige städtebauliche Situation, so Perrault, etwas unvollkommen, etwas einsam. "Der DC Tower war niemals als Einzelbauwerk gedacht, sondern immer nur als Teil eines Zweierensembles. Ich wünsche mir, dass der zweite Turm noch realisiert wird, denn nur so wird man das ursprünglich konzipierte städtische Tor vollenden können." Ob es so weit kommt, ist nach Auskunft des Errichters Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum AG (WED) unklar. "Wir schauen uns erst mal an, wie der erste Turm funktioniert", so WED-Vorstand Thomas Jakoubek. "Doch vor 2015 wird der zweite Turm sicher nicht aktuell."

Schlechte Donau-Anbindung

Finanziert wurde der 300 Millionen Euro teure DC Tower, der dank der rechnerischen Miteinbeziehung der Antenne nun zu den Top Ten der höchsten Wolkenkratzer Europas zählt, von einem Konsortium aus WED und UniCredit Bank Austria. In den Geschoßen 18 bis 24 hat sich bereits der Pharmakonzern Baxter eingemietet, Mitte Februar wird dann auch das Vier-Sterne-Hotel ME des spanischen Betreibers Sol Meliá eröffnet. Über den Verwertungsstand der Wohnungen, die WED-Chef Jakoubek vor einigen Jahren noch zu versteigern gedachte, ist nun lediglich über die Website in Erfahrung zu bringen, dass man derzeit die Möglichkeit prüfe, in den oberen Etagen exklusive Apartments zu errichten. Ob Verkauf und Vermietung des noch nicht vollständig verwerteten DC Towers so flüssig über die Bühne gehen wird wie geplant, bleibt abzuwarten. Wer wie Architekt Perrault an grassierender Donau-City-Trockenheit leidet, für den steht ab Frühjahr im 58. Stock eine Skybar samt umglaster, windgeschützter Aussichtsterrasse zur Verfügung. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 26.11.2013)