München - Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, die auch im Zusammenhang mit Stress auftritt. Zwar wird Vorhofflimmern im Gegensatz zu Kammerflimmern nicht zu den lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen gezählt, die Sterblichkeitsrate von Vorhofflimmerpatienten im Vergleich zu Gleichaltrigen mit einem normalen Herzrhythmus ist jedoch doppelt so hoch. Dafür mitverantwortlich ist die Gefahr einer Blutgerinnselbildung in den Herzvorhöfen, die im Fall einer Streuung in das hirnversorgende Gefäßsystem zum Schlaganfall führen kann.

Um diese gefürchtete Komplikation des Vorhofflimmerns zu vermeiden, müssen die meisten Patienten mit dieser Rhythmusstörung konsequent Gerinnungshemmer einnehmen. Zudem steht für die betroffenen Patienten oft auch eine deutliche Verminderung der Lebensqualität mit starkem Leidensdruck im Vordergrund, nicht selten verbunden mit der Notwendigkeit einer dauerhaften Medikamenteneinnahme. 

In ihrer Studie "Die Bedeutung von Stress in der Pathogenese des Vorhofflimmerns" widmet sich Gertrud Goppel, Fachärztin für Innere Medizin am Klinikum der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) München, der bislang ungeklärten Fragestellung nach dem Mechanismus, der Stress mit Vorhofflimmern verbindet. 

Forschungsfeld Fußball-WM 

Bereits in der World Cup Event-Studie von 2006 konnte die Forschungsgruppe den Einfluss von emotionalem Stress auf das Auftreten von akuten Herzereignissen und Herznotfällen nachweisen: "Während der sieben Tage mit WM-Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft stieg das Risiko nicht nur für das Auftreten von Herzinfarkten, sondern auch für Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern, deutlich an. Nun stellt sich die Frage, wie genau es über Stress zur Ausbildung von Vorhofflimmern kommt", erläutert Goppel. 

Zunächst überprüft das Forscherteam, ob bei prinzipiell herzgesunden Patienten unter 65 Jahren mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern eine vermehrte Stressbelastung im Vergleich zu einer gesunden Testgruppe vorliegt. Eine strukturelle oder funktionelle Veränderung der Herzmuskulatur oder eine andere, erkennbare Grunderkrankung muss zuvor als Ursache des Vorhofflimmerns ausgeschlossen sein.

Stressbelastung als Messgröße

Patienten und Kontrollpersonen werden zunächst einer Charakterisierung der Stressbelastung unterzogen. Diese beinhaltet die Erfassung von chronischer Stressbelastung (von mehr als drei Monaten) und der Alltagsstressbelastung durch zwei psychometrische Tests. Diese liefern jeweils Stress-Scores, wobei eine Unterscheidung zwischen Personen mit hoher Stressbelastung und solchen mit geringer Stressbelastung erfolgt.

Bei allen Studienteilnehmern soll ein EKG sowie ein Herzultraschall durchgeführt und der psychosoziale Status erhoben werden. Hierbei spielen etwa vorbekannte psychiatrische Erkrankungen, insbesondere Depressionen oder Angststörungen, aber auch die soziale Situation sowie selbst genannte Stressfaktoren eine Rolle. Zudem werden alle Studienteilnehmer auf die Freisetzung von bekannten, im Rahmen von Stress freigesetzten Stressmolekülen und Entzündungsmediatoren im Blut untersucht. (red, derStandard.at, 11.12.2013)