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Der Start der Sojus-Transportrakete verlief nach Plan.

Foto: EPA/STEPHANE CORVAJA

Darstellung des ESA-Satelliten "Gaia".

Foto: ESA

Darmstadt - Am Donnerstag um 6:12 Ortszeit (10:12 MEZ) startete der Forschungssatellit "Gaia" der Europäischen Raumfahrtagentur ESA vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana. Der Start des Satelliten mittels einer russischen Arianespace-Sojus-Rakete verlief nach Auskunft des Satellitenkontrollzentrums der ESA in Darmstadt wie geplant. "Gaia" soll während der kommenden fünf Jahre eine extrem genaue dreidimensionale Himmelskarte erstellen, die mehr als eine Milliarde Sterne enthalten soll. Außer Sternpositionen sollen auch Sternbewegungen, -helligkeiten, -temperaturen und  -zusammensetzungen erfasst werden.

Video: ESA

Für die Vermessung der Milchstraße stehen "Gaia" zwei Teleskope mit der bisher größten digitalen Weltraumkamera mit knapp einer Milliarde Pixel zur Verfügung. Laut Hersteller Astrium ist die Kamera so genau, dass sie von der Erde aus eine 1-Euro-Münze auf dem Mond entdecken könnte. Mit dieser Ausrüstung wird jeder der rund eine Milliarde Zielsterne im Durchschnitt etwa 70 Mal über einen Zeitraum von fünf Jahren überwacht und seine genaue Position und sein Weg durch das All vermessen. Das entspricht pro Tag etwa vierzig Millionen Beobachtungen.

Vielversprechende Himmelsdurchmusterung

Astronomen wollen mit dieser aufwändigen Himmelsdurchmusterung neue Erkenntnisse über Ursprung, Struktur und Entstehungsgeschichte unserer Galaxie und unseres Sonnensystems erlangen. Österreich ist an der europäischen Mission mit einem Team um Astrophysiker João Alves von der Universität Wien beteiligt.

"Gaia wird  die Astrophysik nachhaltig verändern", sagt Alves, Professor für Stellare Astrophysik an der Universität Wien. "In gewisser Weise ist es, als ob wir nun mit einer 3D-Brille zum Himmel blicken könnten. Bis heute ist ja die Entfernungsbestimmung eines der schwierigsten Probleme der Erforschung des Weltalls". Neben der Erfassung der Sterne unserer Galaxie soll "Gaia" auch über 30.000 extrasolare Planeten entdecken und Messungen zu Grundlagen der Physik durchführen.

Messungen sollen in vier Monaten beginnen

Die Universität Wien ist in mehrere Aspekte des Projekts involviert. Die Wiener Forscher beteiligen sich etwa an Entwicklungen zur Visualisierung der gewonnenen Daten. Die Herausforderung: Eine Milliarde katalogisierter Sterne mit je 26 gemessenen Eigenschaften sinnvoll darzustellen. "Eine Vielzahl einzelner Schritte sind nötig, um von den – fünf Jahre hindurch – zu sammelnden Rohdaten zur endgültigen Datenbank zu kommen", erläutert der Astronom Thomas Lebzelter. Zudem wird das 1,5m-Teleskop des Leopold-Figl-Observatoriumsder Universität Wien im Wienerwald – als Teil eines weltweiten Teleskop-Netzwerks – die Position von "Gaia" selbst am Himmel vermessen.

Etwa vier Monate soll es nun dauern, bis "Gaia" an ihrem rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten "Arbeitsplatz" angelangt, wo sie in eine Sonnenumlaufbahn einschwenkt und mit den Messungen beginnen kann. Die Katalogisierung der Daten soll bis 2020 abgeschlossen sein. (red/APA, derStandard.at, 19.12.2013)