Als 1994 der First-Person-Urahn "Doom" erschien, bedeutete das nicht nur eine Revolution für Freunde adrenalingetränkter Schusswechsel, sondern auch den Urknall einer Do-it-yourself-Subkultur, die seither für eine kreative Explosion sondergleichen verantwortlich ist: Dank seiner einfachen, dafür ausgelegten Engine-Architektur war es für Fans einfach möglich, eigene Levels zu erstellen, Grafiken zu bearbeiten und das ganze Spielerlebnis zu modifizieren.

Auch wenn "Doom" nicht das erste Spiel war, das von Fans verändert wurde, läutete id Softwares Shooter mit seiner weltweiten Verbreitung die Geburtsstunde eines Phänomens ein: Heute, 20 Jahre später, sind nicht nur Tausende weltweit begeistert damit beschäftigt, für eine Vielzahl an Spielen im Eigenbau neue Inhalte zu produzieren und zu teilen, sondern diese globale, zum größten Teil auf der Plattform Windows beheimatete Subkultur hat auch bereits mit ihrer sprühenden Kreativität den Mainstream entscheidend bereichert. So manche Bestseller haben ihr Leben als simple Modifikation, kurz "Mod", begonnen: "Counter-Strike", "DotA", "Team Fortress" und "DayZ" waren ebenso zunächst Umbauten ganz anderer Spiele wie "Dear Esther" und "The Stanley Parable".

Bild: "Dear Esther" war zuerst ein Mod, bevor es zum eigenständigen Spiel wurde.

Kreativer Spielplatz

Längst ist die Veränderbarkeit und Moddingfreundlichkeit ein Verkaufsargument für manche Titel geworden, ist das Basteln und eigene kreative Umbauen ebenso wichtig wie das Spielen selbst. Besonders moddingfreundliche Spiele wie "Skyrim", "Fallout" oder die  "Half-Life"-Reihe halten durch ihre aktiven Modding-Communities nicht nur das Interesse am Spiel frisch, sondern erweitern und verändern ihre Ausgangsspiele um immer neue Inhalte. Für das Nutzen der meisten Mods muss man im Besitz des Ursprungsspieles sein, doch insbesondere Valve, das auf Steam mit dem "Steam Workshop" eine wachsende Mod-Community beherbergt, stellt die Engines seiner Spiele kostenlos zur Verfügung, so dass man ganz gratis spielen kann - ein Vorbild, dem inzwischen einige Studios gefolgt sind.

Hier eine kleine Auswahl bemerkenswertr Mods - wer Nachschub sucht wird garantiert in der seit 1998 bestehenden Mod-Datenbank moddb.com fündig, die aktuell über 11.000 verschiedene Mods versammelt, von kleinen "Mutatoren", die winzige Aspekte eines Spiels verändern, bis hin zu ambitionierten "Full Conversions", die ihre Ausgangsspiele komplett umbauen.

The Dark Mod (PC, Standalone: Kein weiteres Spiel nötig)

Besser kann man sich die Wartezeit auf "Thief" nicht verkürzen: Der Fan-Nachbau des Looking-Glass-Originals ist nicht nur schöner als das angestaubte Original, sondern bietet auch Dutzende von Fans erstellte Missionen.

Foto: The Dark Mod

Falskaar (PC, "Skyrim" benötigt)

100 freiwillige Helfer, 29 Schauspieler, 25 Stunden Spielzeit - das Modprojekt "Falskaar" eines nur 19-Jährigen war dem GameStandard bereits letztes Jahr eine Meldung wert. Modding als Ticket in die Welt der Games-Entwicklung - eine Win-win-Situation für Entwickler und Spieler.

Foto: Falskaar

A Clash of Kings (PC, "Mount & Blade: Warband" benötigt)

Wer immer schon einmal in George R.R. Martins epischer Fantasywelt von "Game of Thrones" selbst zum Schwert greifen wollte, sollte einen Blick auf diese Mod werfen: Hier gibt es gewaltige Reiterschlachten in der Engine des Indie-Geheimtipps "Mount & Blade: Warband". Freunde von "Crusader Kings 2" finden hier entsprechendes Fantasy-Futter.

Foto: A Clash of Kings

Just Cause 2: Multiplayer (PC, "Just Cause 2" benötigt)

Manche Spielideen erklären sich von selbst: Die Open-World--Sandbox "Just Cause 2" plus hunderte menschliche Mitspieler - da ist Chaos absolut unvermeidlich. Ein irrsinniger Spaß.

Foto: Just Cause 2: Multiplayer

Black Mesa (PC, Source: Kein weiteres Spiel nötig)

Good morning, Mr. Freeman! Der Komplettnachbau des Original-"Half-Life" in der modernen Source-Engine ist ein Triumph des Moddings ebenso wie zeitlosen Leveldesigns: die ultimative Version des Valve-Klassikers.

Foto: Black Mesa

Underhell (PC, Source: Kein weiteres Spiel nötig)

Geistergeschichte plus taktischer First-Person-Shooter plus ambitionierte Story und Gruselatmosphäre: Was kein Studio jemals zusammendenken würde, funktioniert als Modprojekt ausnehmend gut.

Foto: Underhell

Misery (PC, "Stalker: Call of Pripyat" benötigt)

Es soll ja Spieler geben, denen die postapokalyptische Welt des STALKER-Universums zu freundlich ist - für sie gibt es mit "Misery" eine Extraportion Hardcore-Realismus, Dreck, Blut, Schweiß und Tränen. (Rainer Sigl, 14.2.2014)

Foto: Misery