Kräftig zupacken konnte Acanthostega mit seinen Kiefern nicht. Er dürfte seine Beute mittels Saugschnappen gefangen haben.

Foto: University Museum of Zoology, Cambridge

Zürich - Er lebte vor 365 Millionen Jahren und hatte neben Kiemen und der Schwanzflosse eines Fischs bereits beinartige Gliedmaßen mit Zehen. Auch wenn diese Beine noch zu schwach waren, um ihn an Land zu tragen. Der Acanthostega dürfte zwar sein gesamtes Leben im Wasser verbracht haben, gilt aber aufgrund seiner anatomischen Merkmale als früher Vertreter der Tetrapoden, also der Landwirbeltiere.

Weitere Merkmale illustrieren die Zwischenstellung, die das etwa einen halben Meter lange Tier hatte: Sensorische Kanäle auf dem Schädel entsprechen denen von Fischen, die Ausprägung eines Halses sowie ein vergrößerter Brust- und Beckengürtel hingegen erinnern an ein Landwirbeltier. Die breite Schnauze des Tiers zeigt Merkmale beider Tierklassen.

Die Untersuchung

Und diese Schnauze ist Teil eines Themas, dem sich nun Schweizer Forscher zusammen mit Kollegen der Universitäten von Lincoln, Cambridge und Bristol gewidmet haben. Sie gingen der Frage nach, wie sich Acanthostega ernährt haben könnte. In den "Proceedings of the Royal Society of London B" kommen sie zum Schluss, dass Acanthostega eine Technik anwandte, die man sowohl von Fischen, als auch von manchen Amphibien kennt.

Um Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten zu ziehen, hat die Forschungsgruppe um James Neenan vom Paläontologischen Institut und Museum der Universität Zürich die Kieferform und ihre Funktion unter die Lupe genommen: Mittels des Verfahrens der Geometrischen Morphometrie wurde der Unterkiefer von Acanthostega mit jenen von verschiedenen Fischen und Landwirbeltieren verglichen. Mit Computersimulationen ermittelten die Forscher die Kräfteverteilung bei einem Biss.

Jagd im Wasser

Das Ergebnis beider Analysen: "Der Biss von Acanthostega war relativ schwach, die Simulationen zeigen keine Kräftespitzen", sagt Erstautor James Neenan. Daraus lässt sich schließen, dass das Tier nicht in der Lage war, mit seinem Kiefer kräftig zuzupacken. Die Untersuchungen zeigen weiter, dass mit dem breiten Unterkiefer und seinen nach hinten geneigten vorderen Zähnen eine schnelle Schnappbewegung oder sogar ein Saugschnappen möglich war – ideal für den effizienten Fang von schneller Beute. 

Zugleich ist dies ist eine Technik für die Jagd im Wasser. Die Studie stützt damit damit die These, dass der frühe Vierfüßler - im Gegensatz zu früheren Vermutungen, die in ihm einen Land-Pionier sahen - ausschließlich im Wasser lebte. Seine Beine dürfte er lediglich dafür genützt haben, zwischen den Pflanzen am Gewässergrund zu manövrieren. (red, derStandard.at, 2. 3. 2014)