Vier rote Finger Richtung Wien, in Grün neue Studios für die ORF-Medien: erster Entwurf für den künftigen Küniglberg.

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Der Plan für das neue ORF-Zentrum, die Bau- und Sanierungskosten dürften bei rund 300 Millionen Euro liegen.

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ORF-Generaldirektor Wrabetz und Finanzdirektor Grasl bei der Pressekonferenz.

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ORF-Standorte in Wien.

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Wien – Weniger Kantinen. Weniger Portiere. Aber zumindest gleich viel journalistische Vielfalt. Auch wenn bis 2021 rund 350 Redakteurinnen und Redakteure von ORF 1 und Ö1, von ORF 2 und allerlei Apps, von Radio Wien, Social Media, Smart TV und FM4 auf in Wien-Hietzing zusammenrücken in einem neuen, multimedialen Newsroom-Komplex.

Vier rote Finger zeigen in ersten Grafiken – vor dem Architektenwettbewerb – vom Küniglberg Richtung Wien: Dort sollen die Redaktionen für alle Medien zusammenfinden und -arbeiten.

Vielfalt verspricht ORF-Chef Alexander Wrabetz auch im zentralen Newsroom: "Man kann nicht mit Baulichkeiten Pluralismus sicherstellen. Aber man kann ihn räumlich ermöglichen." Er versucht Bedenken einer Mehrheit der Redakteure zu zerstreuen, die Redakteursratschef Dieter Bornemann 2013 für seine Master Thesis über trimediale Newsrooms befragte. "Einheitsbrei" fürchteten viele.

Clinch mit Privatsender

Der Redakteursrat stieß sich zuletzt auch am Standort Künigl­berg. Den Zentralbahnhof hat der ORF – als zu teuer – schon lang ausgeschieden. St. Marx, Wunsch der Stadt Wien, schließlich auch. In dem "Media Quarter" hätte der ORF Studioräumlichkeiten und Kantinen mit Puls 4 teilen können. Inzwischen ist Wrabetz froh, dass er das nicht muss, sagte er im Finanzausschuss – wo die Privatsender dem ORF geradezu den Krieg erklärt hätten mit Beschwerden bei den Medienbehörden.

Den ORF-Betriebsrat spaltete der Küniglberg: Der Vorsitzende und Radiomann Gerhard Moser fürchtet "journalistische Legebatterien" und Personalabbau. Moser und seine Listenkollegin Christiana Jankowitsch stimmten wie BZÖ-Stiftungsrat Alexander Scheer gegen den zentralen Standort über Wien. Sechs Stiftungsräte enthielten sich. Drei weitere Personalvertreter im Stiftungsrat stimmten dafür. Unter der Bedingung, dass dadurch kein Personal abgebaut würde, sagte Robert Ziegler. Bis der Umbau 2021 abgeschlossen ist, werden laut Wrabetz 500 bis 600 Mitarbeiter in Pension gehen, sie würden "großteils" nachbesetzt.

"Skandalöse" Vermutung

500 bis 600 Mitarbeiter stehen vor Übersiedlung auf den Künigl­berg. "Es wird darum gehen, die Mitarbeiter mitzunehmen", sagte Wrabetz. Das Managerdeutsch meint weniger wörtlich: Für den neuen Standort gewinnen.

Im Funkhaus sollen die Räume von Radiokulturhaus, Sendesaal, Orchester dem ORF bleiben - bei Gesamtverkauf des Funkhauses gemietet. Ein Stadtstudio soll es geben, aber für niemand dort einen fixen Arbeitsplatz, zerstört Wrabetz letzte Hoffnungen.

26 der 35 Stiftungsräte stimmten für den Küniglberg in der letzten Sitzung, bevor Regierung, Länder, Parteien, Kanzleramt und Kammern die ORF-Gremien bis April neu besetzen.

ORF-Organe "unter Druck setzen"

Und wenn es nach FPÖ-Stiftungsrat Norbert Stegers Prognose geht, noch mehr: Steger nahm im Finanzausschuss einen kritischen Kurier-Bericht zum Küniglberg als Versuch, die ORF-Organe "unter Druck zu setzen". Wenn man wisse, "dass der Kurier-Chef gerne Chef im ORF wäre", finde er Bericht und vermutete Absicht "skandalös", sagte Steger.

Kurier-Chefredakteur und -Herausgeber Helmut Brandstätter hat Ambitionen auf die ORF-Führung mehrfach verneint; sein Vertrag beim Kurier wurde zuletzt bis 2019 verlängert.

Ein grundlegend neues ORF-Gesetz zeichnet sich derzeit nicht ab, mit dem die bis Ende 2016 gewählte Führung abzulösen wäre. Eine Zweidrittelmehrheit im Stiftungsrat zur Abwahl ist schwer auszumachen. Und General Wrabetz wirkt derzeit nicht nach freiwilligem vorzeitigem Abgang.

Sozialdemokrat Wrabetz und sein bürgerlicher Finanzdirektor Richard Grasl können auf positive Unternehmensergebnisse seit drei Jahren verweisen, heuer sind sie ohne Gebührenabgeltung geplant. Und nach neun Jahre ermüdender Debatte dürfte der künftige ORF-Standort nun geklärt sein.

303 Millionen soll der Bausamt Newsroom laut ORF-Berechnung kosten; mehrere Standorte bedeuteten mit Sanierungen 296 Millionen. Der ORF erwartet über 35 Jahre 146,5 Millionen Einsparung, nach Zusammenführung zudem zehn Millionen jährlich. (fid, DER STANDARD, 7.3.2014)

 

"Drei Medien, ein Standort": ORF-General Wrabetz und Finanzdirektor Grasl bei der Pressekonferenz

 

Wrabetz: Finanzieller Spielraum wird nicht größer

 

Wrabetz verspricht maximalen Pluralismus

 

Wrabetz zur Besorgnis der Mitarbeiter

 

Wrabetz zum Funkhaus

 

Weniger Kantinen

 

Wrabetz zu Funkhaus 2

 

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Grasl: Rechnen mit Baukosten von 300 Millionen Euro

 

Wrabetz: Keine fixen Arbeitsplätze im Stadtstudio